Archiv für den Tag: 9. Dezember 2006

Antisemitismus herbeigeschrieben?

Ein Gastbeitrag von Hersch Fischler

Mit alarmierenden groß aufgemachten Schlagzeilen auf der Homepage verkündete Spiegel Online am Abend des 7.12. eine zuvor seit Ende des Dritten Reichs in Deutschland nicht gekannte Eskalation

Antisemitische Welle an Schulen
Jüdische Schüler fliehen vor Nazis und aggressiven Muslimen”

“Die Jüdische Oberschule in Berlin-Mitte gleicht einem Hochsicherheitstrakt: Wer den imposanten Altbau in der Großen Hamburger Straße betreten will, muss eine Sicherheitsschleuse passieren. Das Gelände ist von einem meterhohen Zaun umgeben, Kameras überwachen jede Bewegung, Polizisten stehen vor dem Gebäude Wache.” [Artikelanfang] […]

“Schulleiterin Witting sagt: “Wir sind mittlerweile die einzige Schule in Berlin, an der sich jüdische Kinder zu ihrer Identität bekennen können.” [Artikelende]

Wie bedrohlich diese neue Antisemismus-Welle ist, macht Spiegel-Online also in bewährter Manier mit den ersten und letzten Sätzen des Berichts seinen Lesern deutlich. Es soll ja der richtige Eindruck haften bleiben:

Die Zeilen zwischen den Anfangs- und den Schluss-Sätzen enthalten nichts, was die Horrormeldung rechtfertigen könnte. Weiterlesen

Ihr Kinderlein bietet, oh bietet doch all

Im Adventskalender von Spiegel Online öffnet sich jeden Tag ein Türchen, bei Ebay kann man den von prominenten Personen gespendeten Inhalt ersteigern und das alles natürlich für einen guten Zweck. Die Süddeutsche Zeitung hat sich in einem Streiflicht die dort angebotenen Unikate näher angeschaut:

Das Stichwort Unikat führt den Adventskalenderauktionär übrigens direkt zu Dieter Hildebrandt, der sein, wie er schreibt, „allerallerallererstes” selbstverfasstes Buch zur Auktion anbietet. Es handele sich dabei zugleich um das „allerletzte” Exemplar und sei, wie Spiegel online ergänzt, aus den fünfziger Jahren und folglich von unschätzbarem Wert. Nun präsentieren sich bekanntlich neben Spiegel online nicht nur antiquarische Dienstleister im Netz, bei denen das Hildebrandtsche Frühwerk übrigens für etwa fünf Euro zu kaufen ist, sondern auch die ehrwürdige Deutsche Nationalbibliothek. Deren Mitarbeiter datieren das Humorbändchen auf 1980, also auf das Jahr nach dem Erscheinen von „Stein oder nicht Stein”, dem wohl allerallerallerallerersten Werk Dieter Hildebrandts.