Kurbjuweits entrückte Meinungsmache

Ein Leserbrief von Richard Jecht

Schon erstaunlich, was da im Spiegel Nr. 17 / 21.04.08 in gänzlich unverdaulicher Weise nebeneinander steht: zum einen der Artikel „Die Flucht der Elite“, zum anderen das Pamphlet „Die Zuckerbäckerin“. Was daran unverdaulich ist? Die offensichtliche Wider-sinnigkeit der Beiträge! Ist es Zufall? Satire? Ein Versehen? Oder hat der Schmarren System?

So wird, was in „Die Flucht der Elite“ als gesellschaftliche Wirklichkeit nüchtern und sachlich dargelegt wird – daß die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland immer größer wird (oder präziser: daß immer mehr Menschen über immer weniger Einkommen und Vermögen verfügen), was u.a. zum „Rückzug“ der Wohlhabenden in eine Parallelwelt führt –, nur wenige Seiten weiter durch den neoliberalistischen Propagandatext „Die Zuckerbäckerin“ völlig konterkariert. Und das, wie ich finde, nicht nur in einem ganz und gar degoutanten Stil à la „Bild“ („Und das Volk will gepampert werden. Wird gemacht.“); sondern paradoxerweise – oder sollte man besser sagen: „kafkaeskerweise“? – eben auch in völliger Ignoranz der nur einige Seiten zuvor beschriebenen Wirklichkeit in Deutschland.

Angesichts der Tatsache, daß die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich eine Gefahr für die Demokratie bedeutet, wirkt die Meinungsmache des Autors Kurbjuweit nicht nur entrückt und wirklichkeitsfern, sondern auch unprofessionell und zynisch – was letztlich zur Frage führt, warum DER SPIEGEL etwas derart offensichtlich widersinniges druckt. Verdaue es, wer kann!

Herzliche Grüße.

Richard Jecht

2 Gedanken zu „Kurbjuweits entrückte Meinungsmache

  1. Eckhard

    Mit den Eliten kann es nicht so weit her sein, wenn ca. 100 Banken-Vorstände und die 2. Führungsebene Milliarden Euro in den Sand gesetzt hatten, als sie von den maroden Finanzinstituten in den USA die Darlehens-Pakete erworben hatten. Einfach unglaublich, dass so viele “Eliten” so einhellig versagt haben?!

    Ludwig Poullain hat einmal zwischen “Bankier” und “Banker” unterschieden; das zeigt den Unterschied. In diesem Sinne wäre jeder Weggang eines “Bankers” sogar eher ein Gewinn.

  2. Pingback: Demokratie im journalistischen Paralleluniversum « SpiegelKritik

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