Archiv für den Tag: 11. Juli 2012

Phrase: “nicht träumen lassen”

Immer wieder gerne – aber immer eine gewagte Spekulation: die Wendung, dies und das hätte sich jemand nicht träumen lassen. So schön und sprachmerkwürdig sie ist – gelegentlich führt sie gewaltig in die Irre. Hier zum Beispiel:

“Denn wie meistens in solchen Fällen erhält die Titanic nun mehr Aufmerksamkeit für das verbotene Heft, als sich die Macher je hätten träumen lassen. (fr-online)”

Das unterstellt, die Titanic-Leute setzten nicht bewusst auf die Provokation und damit auch auf mögliche juristische Auseinandersetzungen. Das ist aber mit Sicherheit unzutreffend.  Provokation ist eine Grundlage der Satire, und der juristische Angriff ist eine Standard-Reaktion. Die Titanic setzt seit Jahren erfolgreich auf genau diese Inszenierung. Bis auf wenige Ausnahmen (Barschel) geht das sogar wirtschaftlich auf – vermutlich auch im aktuellen Fall, der Beschluss des Landgerichts Hamburg war erwartbar – und erwartet gewagt.