Alexander der große Verbrecher

Eine Stunde “was mit History” bei Deutschlandfunk Nova – und es war wie einst im Schulunterricht, wo die Heldentaten der großen Herrscher mit Jahreszahlen verbunden wurden. Die Sendung vom 11. Oktober feierte Alexander den Großen als großen “Feldherrn”. Man muss sicherlich nicht jeden Deppen bei jeder Erwähnung einen Deppen nennen, den Rechtsextremen nicht immer Nazi – aber wenigsten ein paar nüchterne Zahlen hätten doch geholfen, im großen Feldherren wenigstens auch den grandiosen Verbrecher zu sehen: Wie viele Menschen haben er und seine Soldaten ermordet, verstümmelt, traumatisiert, vergewaltigt, geplündert? Wie viele Soldaten sind für seinen Größenwahn gestorben, verletzt oder traumatisiert worden? War das alles – aus heutiger Sicht – mit irgendwas zu rechtfertigen, oder gehört es nicht einfach in die Reihe, die wir eben im Geschichtsunterricht rauf und runter  gelernt haben: Herrscher, die ihre Ballerspiele analog und im First Life genossen?

Und wenn Alexander der Große in diese Reihe der historisch gewordenen Verbrecher gehört – endete diese Reihe irgendwo (und wenn ja: warum?), oder spricht nicht vielmehr alles dafür, dass sie fortgesetzt wird und wir die aktuellen Verbrechen ebenso ausblenden wie die lange zurückliegenden, die heutigen, weil sie eben so normal und allgegenwärtig sind, die antiken, weil wir sie nur als Siegeszüge kennen, als Heldentaten, bei denen der Aufstieg eines Reiches stets dem Untergang eines anderen verlangt, fressen und gefressenwerden eben?

 

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