Gestern hatten wir über die Zweifel an einem Spiegel-Artikel geschrieben, in dem der angebliche Kapuzenmann aus dem irakischen Abu-Ghuraib-Gefängnis portraitiert wird. Einer der Autoren des fraglichen Artikels, Marian Blasberg, hat jetzt zusammen mit dem Spiegel-Autor Ralf Hoppe nochmal die Fakten gesichtet und den angeblichen Kapuzenmann interviewt. Auf Spiegel Online fassen sie zusammen:
Nach Auswertung aller vorliegenden Bilder bleiben erhebliche Zweifel an der Behauptung von Hadschi Ali, auf einem der Fotos, die einen Gefolterten mit Drähten zeigen, abgebildet zu sein. Sicher aber ist, dass viele Gefangene in der auf den Fotos gezeigten Art gefoltert wurden.
Gezeigt wird auch eine Fotogalerie mit dem Bild, von dem der angebliche Kapuzenmann inzwischen einräumt, dass er darauf doch nicht zu sehen ist. Und mit einem Bild, auf dem der vom Spiegel portraitierte sich selbst wiedererkennen will. Doch weder im Text noch in der Fotogalerie steht, welches Bild der Spiegel für seinen Artikel verwendete. Es war das Bild, von dem inzwischen klar ist, dass es auf keinen Fall die vom Spiegel portraitierte Person zeigt.
Die New York Times hat ausführlich erklärt, wie es zu dem Fehler im eigenen Blatt kam und macht damit deutlich, was sie ändern wird, um dies in Zukunft zu vermeiden. Beim Spiegel: Fehlanzeige. Entweder zieht der Spiegel keine Konsequenzen – oder er behält sie lieber für sich.
Am Montag darauf war dann aber schon ein Artikel zu dem Thema im Blatt, da wurde die Angelegenheit ausführlich dargestellt. Ich denke nicht, dass man den Autoren einen Vorwurf machen kann. Der Porträtierte stand zwar offenbar nicht auf der Box, aber er war erwiesenermaßen in Abu Ghraib und wurde gefoltert, ein Betrüger ist er nicht.