Legal, illegal, scheißegal

Gute Nachricht: Texte von Spiegel Online dürfen komplett auf private Webseiten kopiert werden. Es ist auch ok, wenn der Besitzer der Webseite über eingeblendete Werbung Geld mit den Texten von Spiegel Online verdient – so lange er von den Benutzern kein Geld zum Ansehen der Texte verlangt. Jedenfalls könnte man zu diesem Schluss kommen, wenn man den Artikel auf Spiegel Online über die krasse Story vom Sonnenlischt liest. Dort schreibt Felix Knoke darüber, dass die drei türkischen Jungs ihren durch das Blog ntropie entdeckten Hit wohl doch nicht ganz so allein geschrieben und produziert haben wie behauptet.

Ein Teil der Texte und Musik stammt demnach von den Sons of Gastarbeita. Die drei Jungs sind jetzt bei der Plattenfirma Superstar Recordings und am Freitag soll die Sonnenlischt-Single in den Läden stehen. Nach Informationen von Spiegel Online verhandelt die Plattenfirma gerade mit den Sons of Gastarbeita über die Konditionen, zu der die Gastarbeita zustimmen, dass die Plattenfirma den Song verkaufen darf. Spiegel Online schreibt:

Anwälte und Plattenfirma raten allen Parteien zum Stillschweigen. Kein Wunder: Platzt der Deal, könnten kommenden Freitag wohl (angeblich) 60.000 bis 70.000 Maxis nicht in den Regalen von Saturn und Mediamarkt stehen. 45.000 Vorbestellungen sollen bei Superstar Recordings laut eigenen Angaben eingegangen sein – ansonsten will man die wahre Herkunft des Stückes im Moment lieber nicht kommentieren. Jambas eiliger Verkauf des Klingeltons und der 1,49-Euro Song-Download auf der Website von TVTotal aber könnten Probleme nach sich ziehen.

Warum nur Probleme bei Jamba und TVTotal? Denn auch Spiegel Online bietet das Video mit dem Song an. Er ist sogar von Felix Knokes Artikel aus verlinkt. Wenn ein Teil der Rechteinhaber nicht zugestimmt hat, dann darf man den Song überhaupt nicht anbieten: Weder gegen Geld noch kostenlos. Spiegel Online aber scheint da unterscheiden zu wollen: Der Download gegen Geld “könnte Probleme nach sich ziehen”, das eigene Angebot kostet nichts und ist dann wohl in Ordnung. Mit der gleichen Argumentation könnte man also in Zukunft auch komplette Texte von Spiegel Online kopieren und auf eigene Webseiten kostenlos anbieten. Könnte man – wenn nicht zu befürchten wäre, dass Spiegel Online beim Copyright der eigenen Texte ein härteren Maßstab ansetzt als beim Copyright anderer Leute.

2 Gedanken zu „Legal, illegal, scheißegal

  1. Stefan

    Spiegel Online bietet ja seit einiger Zeit häufig Videos an. Ist Euch eigentlich schonmal aufgefallen (durch die direkte Verlinkung hier wird es ja besonders deutlich), daß die Videos nur mit dem Flash Player in der Version 8 angesehen werden können und insbesondere Linux-Nutzer damit vom Ansehen der Videos vollkommen ausgeschlossen sind (für Linux gibt es nur Flash 7)?

    Mit den ganzen proprietären Windows-Media-, Realplayer- und Quicktime-Videos habe ich mich (wie vermutlich viele andere Linux-Nutzer auch) ja mittlerweile arrangiert (wenn auch vermutlich hochgradig illegal wegen Umgehung von Koopierschutzmaßnahmen, Verletzung diverser Patente usw.), und manchmal habe ich den Eindruck, daß es sehr viel besser und komfortabler funktioniert als unter Windows, wo ich für jedes dieser Formate einen speziellen Player installieren müßte.

    Aber warum macht der Spiegel es nicht einfach wie tausende anderer Webseiten auch, sondern bietet so eine seltsame Flash-Lösung an, die Linux-Nutzer schon wieder aussperrt? Man könnte fast den Eindruck haben, es stecke System dahinter.

  2. sebastian Beitragsautor

    Aus Kreisen von Spiegel Online, wie es so schön heißt, haben wir erfahren: Durch den Umstieg auf Flash habe man keineswegs die Linux-User ausschließen wollen. Vielmehr sei es darum gegangen, die Benutzung zu erleichtern. Zuvor hatten die Leser sich unter einem der Formate entscheiden müssen, dies sei kompliziert gewesen. Bei der jetzigen Flash-Lösung klickt man auf das Bild und los geht’s.

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