Michael Hanfeld schreibt in der FAZ ein Portrait zum 60. Geburtstag von Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust. Hier ein Auszug:
Die beste Geschichte der Woche zu finden und daraus den Titel zu machen, das ist das Geschäft, das Aust seit zwölf Jahren als „Spiegel“-Chefredakteur betreibt. Genauso wie ihn damals der verstorbene Magazingründer Rudolf Augstein gegen große Widerstände zum Chefredakteur machte, setzt der Woche für Woche seine Agenda durch. Und stößt dabei selbstverständlich auch auf Widerstand, den er bricht, weil er meistens recht behält und Erfolg hat. Der „Spiegel“ hat sich unter seiner Führung äußerlich gewandelt, um im Kern zu bleiben, was Rudolf Augstein wollte: ein Nachrichtenmagazin, eines, das die aktuellsten Nachrichten hat und Nachrichten macht. Das die Agenda mitbestimmt, was über die Jahre immer schwieriger geworden ist, aber dem „Spiegel“ immer noch am besten gelingt, weil er sein Metier auf drei Ebenen betreibt: im gedruckten Magazin, bei „Spiegel TV“ im Fernsehen und mit Spiegel-Online.
Themen auf die Agenda zu setzen, ist ja nichts schlechtes. Wenn z.B. echte Skandale (Korruption, Lobbyismus, Mauscheleien) groß rausgebracht werden. Das ist dem Spiegel auch lange Jahre gut gelungen, aber in den letzten Jahren hat das dramatisch nachgelassen. Die beiden letzten großen Schmiergeldskandale (Kohl und verdeckte Konten, Köln und der Müll) wurden maßgeblich von der Süddeutschen aufgeklärt. Hatte der Spiegel größere Anteile an der Aufklärung des aktuellen BND-Skandals (El Masri, geheime Flüge, Spitzel für CIA im Irak)?
Stattdessen werden Nachrichten gemacht. Man nimmt ein Thema, bläst es groß auf und dann reden alle darüber. Das ist nicht Aufgabe von Journalisten. Die sollen berichten, recherchieren, kommentieren und einordnen.