Enthüllung verschlafen

Im Tagesspiegel vom 20. August schreibt Jürgen Schreiber darüber, wie es Frank Schirrmacher (FAZ) gelang, die SS-Vergangenheit von Günter Grass als Erster an die Öffentlichkeit zu bringen:

Die Enthüllung, von ihm [Schirrmacher] ganz thrillergemäß “Das Geständnis” überschrieben, würde man eher von Hamburger Magazinen erwarten. Dort tobten die Magazin-Chefs, dass es bis Berlin schallte, weil ihre Kulturcracks den Frankfurtern kampflos das weite Feld überlassen hätten. Vorabexemplare der Grass-Erinnerung “Beim Häuten der Zwiebel” kursierten bei 350 Journalisten. Indes wusste Literaturkritiker Schirrmacher aus eigener Praxis, die Kollegen würden den Stoff üblicherweise erst “fünf Tage vor Ablauf der Sperrfrist” am 1. September durchnehmen.

12 Gedanken zu „Enthüllung verschlafen

  1. Hans

    Fassen wir zusammen:

    Der Spiegel beginnt 5 Tage vor Sperrfristende damit, sich Literatur entsprechend näher anzusehen und 348 andere Journalisten/Verlage machen das offensichtlich genauso.

    Das ist äh… spannend.

  2. siegstyle

    ay vielleicht könntet ihr stefan aust darauf hinweisen, damit der die verantwortlichen kulturredakteure rausschmeisst!

    schließlich wollen wir ja alle, dass der spiegel immer besser wird…

    danke noch mal, dass ihr so knallhart recherchiert hapt!

  3. Hans

    Kleiner Nachtrag: welche Enthüllung eigentlich? Die, die der Autor selber gemacht hat? Die Leistung, die dahinter steckt, ein Buch zu lesen, wenn man es bekommt, finde ich ausgesprochen gering. Ein darauffolgendes Interview anzuzetteln auch (zumindest, wenn man bei der FAZ beschäftigt ist). Abgesehen davon halte ich die ganze Sache inhaltlich für derart aufgebauscht, dass einem schlecht werden könnte.

    Und ja, das war etwas Sachliches zum Thema der Meldung. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.

  4. Hans

    Ich wäre Euch (also Spiegelkritik) übrigens sehr dankbar, wenn Ihr Euch folgenden Artikel mal näher anseht:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,432692,00.html

    Was der Autor indirekt über mangelnde Terrorbekämpfung (trotz der aktuellen Hysterie und ständiger Beschneidung der Grundrechte) von sich gibt ist ausgesprochen schauerlich und kritikwürdig, finde ich. Außerdem sind die theologischen Aspekte des Artikels ebenfalls nutzlos.

  5. Till

    @Hans: der oftmals nicht ganz ernste Stil von Broder sollte eigentlich jedem bekannt sein, der nicht zum ersten mal SpOn liest …

  6. Hans

    …und für weitaus gefährlicher als die meisten anderen Artikel, die hier mokiert wurden, wie Ihr ja wisst 😉

  7. Pingback: 24stunden.de

  8. Sebastian

    Hallo Hans,

    vielen Dank – wir freuen uns immer über Anregungen für eine Spiegelkritik. In der Vergangenheit ist ab und an in Frage gestellt worden, ob unsere Spiegelkritiken gehaltvoll genug sind. Um dem vorzubeugen würde ich Dir gerne anbieten, dass Du gleich den fertigen Text verfasst, wie er Deiner Meinung nach aussehen sollte. Schicke ihn dann an die Mailadresse, die im Impressum steht, und wir veröffentlichen ihn unter Deinem Namen. Mich würde es freuen.

    Schöne Grüße
    Sebastian

  9. Mein Name...

    Hallo Sebastian,

    ich schätze, das wird nichts. Das liegt zum Einen daran, dass ich schlicht keine Zeit habe im Moment (durchschnittliche Wochenarbeitszeit von ca. 70-80 Stunden). Außerdem würde mit SEHR großer Wahrscheinlichkeit lediglich schlecht recherchiertes Gestümper dabei herauskommen, da ich nicht die geringste Ahnung von echter Journalistenarbeit habe.
    Wenn sich der erste Punkt erledigt hat (in Zukunft sollte das Ganze auf eine normale Arbeitszeit zurückgefahren werden), würde ich es allerdings dennoch gerne machen – aber es sollte von jemandem mit Ahnung nachbearbeitet werden…

    Gruß
    Hans

  10. sebastian Beitragsautor

    Hallo Hans,

    wunderbar – melde Dich einfach, wenn Du mehr Zeit hast und eine Idee.

    Schöne Grüße
    Sebastian

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