Lange diskutiert und vorbereitet, heute umgesetzt: Spiegel Online präsentiert sich in modernerem Layout. Die Navigationsleiste ist vom linken Rand nach ganz oben gerückt, die Gestaltung wirkt insgesamt aufgeräumter. Die zahlreichen Nutzwert-Angebote (Prozesskosten-Rechner, Ferientermine, Brutto-Netto-Rechner) und kommerziellen Angebote (Partnerbörse, Stellenangebote, Versicherungsvergleiche) sind nun unten auf der Seite zu finden. Auch beim Logo hat sich etwas geändert: “Online” steht jetzt nicht mehr unter “Spiegel”, sondern daneben.
Der Relaunch war bereits im letzten Jahr diskutiert worden und sollte schon längst umgesetzt sein. Während aber andere Änderungen – wie die Flash-Einbindung der Videos – schneller Realität wurden, hat es bis zum Layout-Relaunch bis jetzt gedauert. Einen letzten Hinweis, dass es nun bald soweit sein könnte, gab es in der vergangenen Woche in dem Artikel von Frank Patalong über die neue Nachrichtenseite oe24.at, in dem es hieß: “Die Grundnavigation ist im Seitenkopf horizontal untergebracht (das ist Trend)”. Spiegel-Online-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron erläutert in einem eigenen Artikel, das Ziel des Umbaus sei gewesen, dass die Leser “auf den ersten Blick die wichtigsten Geschichten besser erfassen können”. Die Redaktion sehe es als ihre Aufgabe, den ungeordneten Strom der Nachrichten “zu sortieren, Sie aktuell und zuverlässig über das Wichtige zu informieren, Ihnen die Bewertung von Ereignissen zu erleichtern”.
Der Chefredakteur verweist auch darauf, dass man das Leserforum “viel auffälliger als bisher präsentieren” werde. Doch das wird wenig nützen, wenn die Debattenbeiträge weiterhin so wie bisher dort angezeigt werden: Immer zehn Beiträge am Stück, ohne die Möglichkeit für Leser, neue Themen zu eröffnen und sich den Diskussionsverlauf übersichtlich anzeigen zu lassen. Wenn sich hier nichts ändert – zum Beispiel in Richtung der technisch überzeugerenden Foren auf heise.de -, werden kaum mehr Leser die Foren nutzen. Es kann zwar sein, dass das angesichts des in Foren vorherrschenden in der Regel unkonstruktiven Tonfalls kein Verlust ist – doch tragen gut nutzbare Foren eben auch stärker zur Leserbindung bei.
Ein Fall für den Hohlspiegel sind schließlich folgende Sätze des Chefredakteurs:
Demnächst werden wir ein Redaktionsbüro in München eröffnen, um diese wichtige Region besser betreuen zu können. Bei Katastrophen, Kriegen und Konflikten wollen wir Sie noch akkurater und mit mehr Einsatz von vor Ort informieren.
Denn weder ist München bisher für Katastrophen, Kriege und Konflikte sonderlich bekannt, noch ist – bei aller Spiegelkritik – durch die Eröffnung eines Spiegel-Online-Büros mit solcherlei Folgen zu rechnen.
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Medienrauschen kritisiert noch den RSS-Feed: “Wer gehofft hätte, mit dem neuen Gesicht und Anspruch wird Spiegel endlich auch seine angebotenen RSS-Feeds etwas aufbohren: Pech gehabt! Spiegel versäumt es leider Verständnis für RSS-Nutzer aufzubringen und so bleiben die RSS-Feeds wie seither: Für wahre RSS-Nutzer leider unbrauchbar.”
Man, hat zwar lange gedauert, bis mal was interessantes auf dieser Seite zu lesen ist, aber jetzt habt ihr es mit dem Kommentar vom Chefredakteur ja wirklich geschafft! Glückwunsch!
Die Seite sieht jetzt zwar ansprechender aus, aber die Funktionalität hat sehr gelitten. Das scheint auch die Mehrzahl der Leser im Forum so zu empfinden.
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