Zwangs-Spam für Spiegel-Abonnenten

Wer als Spiegel-Abonnent bei einem Umzug dem Verlag seine neue Adresse online mitteilen möchte, muss gleichzeitig zustimmen, dass der Verlag die eigene Postadresse, Mailadresse und weitere Daten an beliebige Unternehmen verkaufen darf, die einen dann über ihre neuesten Angebote informieren. Es ist nicht möglich, dem Verlag online die Zustimmung dafür zu entziehen.

Für eine Adressänderung braucht man eigentlich nur ein Formular. Alte Adresse, neue Adresse, Umstellung ab wann, fertig. Genauso machen es etwa auch Süddeutsche, taz und Zeit. Beim Spiegel dagegen muss man sich zunächst auf der Webseite registrieren und erhält ein Passwort per Mail zugeschickt.

Nun kann man unter “persönliche Daten ändern” eine neue Adresse angeben, die dann auch gleich etwa für das Abo des Manager-Magazins gilt (das ebenfalls in der Spiegel-Gruppe erscheint). Unten auf der Seite fragt der Spiegel, ob man die Datenschutzerklärung gelesen habe und mit der “Erklärung über die erweiterte Verwendung” seiner Daten einverstanden sei.

In der Datenschutzerklärung heißt es, Spiegel Online sei unter anderem

nach Einwilligung durch den Nutzer berechtig, seine personenbezogenen Daten an Kooperationspartner zum Zwecke der Werbung, der Marktforschung, der Information über Produkte und Dienstleistungen, der Zustellung von Angeboten zum Abschluss von Verträgen für Waren und Dienstleistungen und einer optimal an den Interessen des Nutzers abgestimmten weiteren Information durch einen Newsletter, weiterzugeben.

Die Einwilligung oder ihre Verweigerung erfolgt durch Klicken auf das entsprechende Feld “Ja” oder “Nein”. Die erteilte oder verweigerte Einwilligung wird protokolliert; ihr Inhalt ist für den Nutzer jederzeit abrufbar.

Das versprochene Feld “Ja” oder “Nein” fehlt jedoch auf der Seite. Stattdessen kann man nur mit einem Häkchen angeben, ob man sowohl die Datenschutzerklärung gelesen hat als auch mit der “erweiterten Verwendung” seiner Daten zum Spam-Empfang einverstanden ist. Wer keine Lust auf Werbepost, Vertreterbesuche und Anrufe von SKL-Werbern hat, kann oben auf dem Formular seine neue Adresse eintragen und unten das Häkchen entfernen. Nach einem Klick auf “Ändern” heißt es “Sie haben Ihre Daten erfolgreiche geändert”, sodann wird korrekt die frisch auf den Server übertragene neue Adresse angezeigt. Auch die Spam-Zustimmung ist dann doch wohl verweigert, könnte man meinen, doch ein neuer Klick auf “persönliche Daten ändern” zeigt: Das Häkchen ist immer noch an Ort und Stelle. So oft man es auch probiert – das Häkchen bleibt, wie dieser Flash-Screencast zeigt (die schwarzen Balken über meinen Daten sind von mir eingefügt):

flash.jpg

Das ist natürlich der dreisteste Weg, an die gewünschte Zustimmung zu kommen. Unter dem Strich ein klarer Verstoß gegen die eigenen Datenschutzbestimmungen, ein schönes Extrageschäft mit den Daten für den Spiegel – und zusätzliche Freude für mich, die ich mit unerwünschten Anrufern habe, seit ich das Telefonmarketing-Counterscript (PDF) nutze. Ich habe unterdessen in meinen beim Spiegel hinterlassenen Datensatz einen kleinen absichtlichen Fehler eingefügt, so dass nachverfolgbar ist, an wen die Daten gegangen sind – über die Ergebnisse werde ich an dieser Stelle berichten.

11 Gedanken zu „Zwangs-Spam für Spiegel-Abonnenten

  1. Hans

    Hmmm. Man könnte zwecks Adressänderung natürlich auch einfach anrufen (was erfahrungsgemäß ohnehin schneller geht), statt sich hier seitenweise über einen Bug im Onlineauftritt auszulassen. Alternativ könnte man den Spiegel über besagten Bug informieren.

    Da fällt mir ein: wieso muss ich hier eigentlich eine Mailadresse angeben? Verkauft Ihr die weiter? Ich kann hier keinen Kommentar setzen, ohne eine Adresse anzugeben! Das ist natürlich der dreisteste Weg, an die gewünschte Zustimmung zu kommen. Unter dem Strich ein klarer Verstoß gegen die eigenen Datenschutzbestimmungen, ein schönes Extrageschäft mit den Daten für den Spiegel… äh… kritik.

  2. TomK32

    Das Counterscript gefällt mir sehr. Schade dass ich nur Handy hab und nie angerufen werd, nur ein einziges mal von einem Finanzdienstleister.

    @Hans: Für eine Diskussion ist’s eigentlich wichtig wenn man antworten kann und das kann man nur wenn du einen E-Mail-Adresse hinterlässt. Überhaupt, es sollte eh jeder einen Spam-Filter haben.

  3. mike

    Hans,
    1. das hier ist nicht der Spiegel, selbst wenn jemand hier mit Deinen Daten Scheisse bauen wollte, wem soll man Deine Mailadresse verkaufen? In welche Ecke steckt das Marketing Leute, die Spiegelkritik kleinreden? Spiegelredakteure? Ach so, na dann.
    2. Das da oben ist kein Bug. Entweder ist das tatsächlich Absicht, oder
    @Spiegelkritik;
    möglich, dass das Häkchen bereits gesetzt wurde, in einem Cookie liegt oder aber im Wallet/ Formularspeicher von Firefox. Ich würde empfehlen, da mal zu schauen, ob das in anderem Browser auch so ist.

  4. Hans

    Was ich immer wieder spannend finde: jeder, der sich hier kritisch zu Spiegelkritik äußert, wird als Spiegelredakteur eingestuft. Ich find’s seltsam, dass eine Kritikseite Kritik nicht ertragen kann.

    Davon abgesehen: ich habe mehrfach betont, dass der Spiegel eine Menge Kritik verdient hat – nur eben nicht der belanglose Kram, der hier als solche verkauft wird.

    Weiterhin: wenn die Seite ein lausiges Cookie-Management hat (und genau das unterstellst Du als Möglichkeit), ist das was, hm? Richtig. Ein Bug. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Spiegel eine derart kleinkrämerische Trickserei nötig hat.

    @TomK32:
    Das Argument “es sollte eh jeder einen Spamfilter haben” ist wohl das bekloppteste, das man hätte ausgraben können – damit wäre auch die eigentliche Kritikmeldung mehr oder weniger hinfällig. Außerdem habe ich natürlich entsprechende Spamadressen, die ich in solchen Fällen angebe, um zumindest eine echte Adresse sauber zu halten; es ging lediglich um eine Persiflage auf die elend lange Ausbreitung und Erdreistung über diesen Bug.

  5. sebastian Beitragsautor

    > Ich find’s seltsam, dass eine Kritikseite
    > Kritik nicht ertragen kann.

    ähm, die Kritik an Deiner Kritik kam nicht von den Betreibern dieser Kritikseite, sondern von einem anderen Leser. Wir als Betreiber schätzen Kritik an unserer Kritikseite sehr, sammeln sie auf der eigens eingerichteten zentralen Seite http://spiegelkritik.de/spiegelkritikkritik/ und sorgen so selbst für eine größere Verbreitung der Kritik an unserer Seite.

  6. mike

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Spiegel eine derart kleinkrämerische Trickserei nötig hat.

    Das ist ok, andere können das allerdings.

  7. sebastian Beitragsautor

    Hallo,

    ja, das Problem besteht auch mit dem Internet Explorer (mit Opera habe ich es allerdings nicht getestet, da ich das Programm nicht habe): Man ändert seine Daten und klickt das Spam-Häkchen weg, klickt auf “ändern”, es werden dann die geänderten Daten sowie die Auskunft “Sie haben Ihre Daten erfolgreich geändert” angezeigt und beim erneuten Klick auf “persönliche Daten” sind zwar die Daten geändert, aber der Haken bleibt.

    Schöne Grüße
    Sebastian

  8. Martin

    @Tomk32: “Überhaupt, es sollte eh jeder einen Spam-Filter haben.”

    Was für ein geniales Totschlagargument, richtiggehend süß…. wie tief man doch sinken kann.

  9. Pingback: SpiegelKritik » Blog Archive » Jubiläumsausgabe ist der Renner bei Postboten

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