Foto-Fälschung

Im Interview mit onlinejournalismus.de hatte Spiegel-Online-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron angekündigt:

Wir sehen die Zukunft für uns in der Zusammenarbeit zwischen Nutzern und Redaktion.

Doch dies bringt auch ein verstärktes Riskiko mit sich, Fälschungen aufzusitzen. In einer Fotostrecke zeigt Spiegel Online „Die besten Fotos der SPIEGEL-ONLINE-Leser“ aus dem Sturm Kyrill, darunter auch dieses:

kyrill.jpg

In der Unterzeile heißt es, das Foto sei von einem Spiegel-Online-Leser am Tag des Sturmes aufgenommen worden. Das Foto findet sich auch auf dieser Seite wieder – die Quelle ist unklar, auf der Seite finden sich eine Menge aus dem Netz zusammengesammelter Fotos, ohne dass der Urheber immer ersichtlich ist. Doch die Seite wurde von digg.com aus verlinkt, und zwar schon „11 days ago“. Wenn die Fotos aber schon ein paar Tage vor dem Sturm im Netz waren, können sie nicht erst am Tag des Sturmes entstanden sein.

Eine Redaktion, die zu nachlässig arbeitet, kann leicht zum Ziel von Fälschungen werden. Das führt nicht nur zu einem Vertrauensverlust bei den Lesern, sondern auch zu einem rechtlichen Problem: Da der tatsächliche Urheber der Verwendung der Fotos auf Spiegel Online nicht zugestimmt hat, könnte er von Spiegel Online ein Honorar sowie Unterlassung fordern und notfalls gerichtlich durchsetzen. Spiegel Online müsste sich dann verpflichten, in Zukunft kein Foto des Urhebers ohne dessen Zustimmung zu verwenden. Spätestens dann müsste Spiegel Online beginnen, die Informationen der eigenen Leser vor der Veröffentlichung stets akkurat zu überprüfen.

Mit Dank an Missi

Nachtrag 17 Uhr: Spiegel Online hat die drei Fotos aus der Serie inzwischen gelöscht. In einer „Anmerkung der Redaktion“ heißt es jetzt an der entsprechenden Stelle der Bildergalerie über die Fotos: „Sie stammen indes nicht aus dem Orkan Kyrill, sondern wurden bereits vor längerer Zeit aufgenommen. Wir haben die Bilder daher entfernt und bitten um Entschuldigung.“

4 Gedanken zu „Foto-Fälschung

  1. 7an

    tja, da tun sich diskrepanzen auf, wenn man mal schaut, wie übergenau die dokumentation beim printspiegel arbeitet.

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