„Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen“, schlagzeilt SpOn. Abgesehen von der unfreiwilligen Komik des hier verwendeten Bildes – auch der zugrunde liegende Artikel versucht mal wieder krampfhaft China-Angst und Solarphobie beim Spiegel zu bedienen.
So heißt es auf Basis „exklusiv vorliegender“ Zahlen des Branchenblatts Photon bei SpOn unheilschwanger: „China hat Deutschland bei der Solarproduktion überholt und liegt nun erstmals auf Platz eins. Jahrelang galten die deutschen Ökofirmen als weltweit führend. Diese Zeiten sind vorbei.“ Der Marktatanteil der chinesischen Firmen sei von 15 auf 28 Prozent gewachsen, während der Anteil deutscher Unternehmen bei 20 Prozent verharre. Zudem kämen inzwischen sieben der zehn größten Solarzellenhersteller aus Asien. Folge, so SpOn: Der „Niedergang der Solarindustrie in Deutschland“.
Das ist natürlich grober Unfug. Aus dem Halten eines Marktanteils von 20 Prozent bei stark steigenden Produktionszahlen kann man nun wahrlich keinen Niedergang schlussfolgern; tatsächlich haben auch deutsche Solarfirmen kräftig bei der Solarproduktion zugelegt. Abgesehen davon, dass Deutschland bei der Solarproduktion auch zuvor schon nicht mehr führend war, sondern Japan.
Interessant zudem die Ursachenforschung, die SpOn angesichts der vermeintlichen gelben Gefahr betreibt. Schuld ist nämlich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und seine Förderung von Solarstrom: „Die EEG-Gelder kommen immer seltener deutschen Firmen zugute. Die größten Hersteller von Solarzellen sitzen mittlerweile in Asien – und sie überschwemmen den deutschen Markt mit ihren Produkten.“ So werde „gerade mal die Hälfte der Nachfrage (.) mit inländischer Ware gedeckt, Profiteure des EEG sind ausländische Firmen.“ Tenor also: Der deutsche Steuerzahler finanziert den Aufstieg der chinesischen Solarindustrie gegen die heimischen Firmen.
Nun kann man an den üppigen Förderungsbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz sicher einiges kritisieren, aber nicht, dass diese Förderung auch ausländischen Firmen zugute kommt. Ziel des Gesetzes ist nämlich nicht der Schutz der heimischen Solarindustrie, sondern eben eine möglichst weitgehende Förderung von erneuerbaren Energien, darunter Solarstrom. Gefördert wird somit auch die Nachfrage nach Solarzellen, selbst wenn diese nur aus dem Ausland gedeckt werden kann.
Fazit: Statt halbwegs gründlicher Analyse, ein echter SpOn-Chinaböller.
Es geht nicht nur um China. Die Familie der über Bertesmann ja der Spiegel gehört, will keine erneuerbaren Energien. Erneuerbare Energien sind dezentral. Dezentralität bedeutet Kontrollverlust. Egal ob Austs Kampf gegen Windmühlen, die seine Pferde genauso wenig gestört haben wie meine, über die ständigen Berichte zu Biogasunfällen oder die Forderung Biosprit dem Normaltreibstoff beizumischen, damit er versteuert wird und keine Dezentralität entsteht.
Menschen die lernen sich dezentral, wohlmöglich sogar genossenschaftlich zu orgranisieren sind für das Modell der Mohnschen Familienherrschaft über Deutschland nicht mehr zu gebrauchen. Die lernen sehr schnell das sie ihr Gemeinswesen demokratisch verwalten können und sich nicht dem Mohndiktat unterwerfen müssen.
Es geht nicht um China. Es geht um die Freiheit. Das die China nicht leiden können, kommt nur noch dazu.
Wenn es um CO2-Sparen geht, könnte man mit einer 100 Millionen Bürgschaft für die Sanierung eines russischen Kohlekraftwerks (das so bei 30% Effizienz rumeiert) mehr erreichen als mit der gesamten Solarförderung in Deutschland *insgesamt*. Das erzeugt mehr CO2 als die 0,3%(!) Solarstrom in Deutschland sparen.
Sicher, dass es darum geht?!?
Nein: Die Künast (und der Gabriel) stellen sich noch heute vor jede neu eröffnete Solarhütte und erzählen wie toll viele Arbeitsplätze sie geschaffen haben. Das Argument ist jetzt (endlich) widerlegt.
Leider wird die Diskussion trotzdem nicht beim Effizienzgedanken ankommen. Und da müsste die hin. Hier gilt es ein globales Problem zu lösen. Und wir packen im regnerischen Deutschland mit Subventionen, die fast doppelt so hoch sind wie nötig, Solarzellen auf die Dächer und lassen die Rechnung von unseren Kindern bezahlen.
Ds fast genau so schwachsinnig wie den Mais (zwangsweise) als Ethanol in unseren Autos zu verbrennen und die Kinder in der 3. Welt verhungern zu lassen … Vielleicht nicht ganz so menschenverachtend.
Hey du Schlaumeier, vielleicht denkst du auch mal an die Zukunft.
Die Millionen lieber in ein (russisches) Atomkraftwerk investieren statt in erneuerbare Energien ist der größte Schwachsinn, den man verbreiten kann.
Was machst du, wenn in ca. 50 Jahren das Uran alle ist. Womit willst du dann die CO2 sparenden Atomkraftwerke betreiben? Und schon mal was von Endlager gehört. Der Abfall dieser Technik strahlt noch Millionen Jahre und
verseucht zukünftige Kulturen. Aber die dumme Atomlobby glaubt die Bürger verschaukeln zu können.
Übrigens: Besagter Spiegelartikel über die „Verschandelung“ der Landschaft
durch Windkraftanlagen brachte bei mir das Fass zum Überlaufen. Seitdem meide ich die „Bild-Zeitung für den Möchtegern-Intellektuellen“.
U.a. auch an die anderen Kommentatoren vor mir (insbesondere R.Sch.):
Ich denke, eine wirklich vernünftige Debatte zum Thema Energie, sollte es vermeiden mit Dogmen daherzukommen. Diese sind vor allem bei den Grünen aber auch z.B. bei Sigmar Gabriel leider das Alltagsgeschäft. Dass Interressensverbände, sei es nun die Atomlobby oder auch die alternativen Energieerzeuger und die dahinter stehende Industrie so argumentieren, ist dagegen noch irgendwo verständlich, die wollen natürlich jeweils ihre Interessen möglichst voranbringen.
Im Grunde kann es doch nur darum gehen, daß man den richtigen Mix findet. Die alternativen Energien müssen (und können wahrscheinlich auch nicht) der allumfassende Heilsbringer sein und eine stupide Förderwut aus purem Ökodogmatismus bar jeder wirtschaftlichen Vernunft bedeutet letztendlich das Verschleudern von Steuergeldern und einen nicht unerheblichen Schaden für die Volkswirtschaft. Man kann das dann guten Gewissens Misswirtschaft nennen.
Ein Verteufeln der Kernenergie bis zum Sanktnimmerleinstag aus eben dem selben Dogmatismus ist genauso fragwürdig, zumidnest an der Forschung und Entwicklung sollte man sich weiter aktiv beteiligen, schließlich gehört hier Deutschland auch zu den Staaten, die hier technisch sehr weit sind. Genügend Staaten in der Welt werden sowieso neue Kernkraftwerke bauen und ich denke, es spricht dann nichts dagegen, daß diese dann teilweise auch „Made in Germany“ sind.
Die Kernenergie als den ultimativen Heilsbringer und Problemlöser zu preisen wäre aber ebenso dämlich wie das dogmatische verteufeln.
Ich denke, jede Form der Energiegewinnung verursacht Probleme und wenn man sich sehr einsitig ausrichtet, dann werden diese Probleme auch jeweils sehr massiv.
Ich denke, es ist doch völlig naheliegend, daß man versucht einen guten und ausgewogenen Kompromiss (oder wie man auch oft hört: Mix) hinzubekommen. Die Förderung alternativer Energie ist bis zu einem gewissen Grad sicher sinnvoll, aber eben auch regelmässig zu prüfen und im Zweifelsfall sollte man auch eingestehen, wenn man falsch gelegen hat, womit sich die Ökodogmatiker unglaublich schwer tun (scheiß Fundamentalisten 😉
Im Grunde muss in jede Technik investiert werden um weiter zu forschen und die Technik und das Know How voranzubringen. Eine allzu einseitige Festlegung im Sinne von „alles auf eine Karte setzen“ ist dumm, gefährlich und verantwortungslos.
Was ich noch vergessen hatte zu sagen:
Die übliche Anti-China-Panik- und -Stimmungsmache ist offensichtlich und unerträglich!
Und der Klassifizierung des Spiegel als „Bild“-Zeitung für den Möchtegern-Intellektuellen kann ich nur zustimmen. Der Spiegel ist ein (bestenfalls gehobenes) Boulevardblatt, mehr nicht.
Nicht uninteressant ist auch die Frage, wer ursprünglich die Patente z.B. zur Photovoltaik usw. eingereicht und dann später ins Ausland veräußert hatte, weil man das Geschäft in Deutschland nicht betreiben wollte.
Nach meinem Kenntnisstand gehört SIEMENS dazu.
Später musste man dann Lizenzen erwerben, um überhaupt produzieren zu können. Eine Groteske.
Ähnliches gilt für die Wärmezelle. Eine etwa 100 Jahre alte Erfindung, die in Deutschland nur zögerlich vorangetrieben wurde.
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gern möchte der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. noch einmal die Kernaussagen des Spiegel-Beitrags „Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen“ vom 28.3.08 ins Gedächtnis rufen:
1. Die deutsche Solarindustrie ist im Niedergang
2. Deutschland ist Netto-Importeur von Solaranlagen überwiegend aus Asien
3. Deutschland häuft hohe „Solarschulden“ an
Dazu möchten wir Fakten nennen, die bei den Recherchen übersehen wurden:
Fakt 1: Deutsche Solarindustrie ist stark wie nie.
Der Industrieumsatz betrug im vergangenen Jahr 5,5 Milliarden Euro. Das ist mehr als eine Verzehnfachung gegenüber 2003, für 2010 wird eine Verdoppelung auf zehn Milliarden Euro erwartet. Der Auslandsumsatz liegt aktuell bei zwei Milliarden Euro, bei einer innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelten Exportquote auf inzwischen 40 Prozent. Für 2010 wird mit einer Exportquote von 50 Prozent gerechnet. 1,4 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr in den Auf- und Ausbau neuer Produktionsanlagen am Standort Deutschland investiert. 11.000 Stellen wurden seit 2006 neu geschaffen. Insgesamt arbeiten heute 41.000 Menschen in der Solarstrombranche. Roland Berger sieht die Photovoltaik auf dem Weg zu einer Leitindustrie des 21. Jahrhunderts.
Schussfolgerung: Deutschlands Solarstromindustrie ist nicht im Niedergang sondern massiv auf Wachstumskurs.
Fakt 2: Deutschland ist ab diesem Jahr Netto-Exporteur.
Deutschland ist der größte Photovoltaikmarkt der Welt. Selbstverständlich messen sich hierzulande deutsche Anbieter mit Marktteilnehmern anderer Nationen – wie in jeder anderen Industrie auch. Entscheidend ist jedoch, dass in diesem Jahr in Deutschland bereits Solarzellen mit einer Leistung von rund 1.500 Megawatt produziert werden. Damit decken deutsche Solarzellenhersteller voraussichtlich bereits in diesem Jahr die Inlandsnachfrage und machen Deutschland spätestens 2009 zum Nettoexporteur. Für 2010 erwarten Experten von ifo München und EuPD Research bereits ein deutlich positives Exportsaldo. Der Produktionsausstoß deutscher Solarzellenfabriken erreicht dann rund 2.700 Megawatt, während die Mehrzahl der Experten von einer hierzulande neu installierten Solarstromleistung von 1.500 – 2.000 Megawatt ausgehen.
Hinzu kommt: Auch Solaranlagen mit ausländischen Komponenten, die in Deutschland installiert werden, tragen nicht unerheblich zur inländischen Wertschöpfung u.a. über Handwerker- und Planungsleistungen bei.
Schlussfolgerung: Deutschland wird nicht von China-Importen „überschwemmt“ – stattdessen profitiert unterm Strich in erster Linie die heimische Wirtschaft vom Ausbau der Solarenergie und der dafür notwendigen Anschubförderung. Bereits in diesem Jahr ist eine ausgeglichene Handelsbilanz mit leichtem Plus wahrscheinlich. Zukünftig ist mit einem erheblich wachsenden Exportsaldo zu rechnen.
Fakt 3: Solarförderung ist eine Investition – keine Subvention
Solarstrom ist umlagefinanziert und nicht subventioniert. Das heißt, der Aufbau einer umweltfreundlichen Stromversorgung wird gemäß des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes von den Stromendkunden getragen. 2006 – aktuellere Daten liegen von den Netzbetreibern noch nicht vor – betrug
diese Umlage für Solarstrom rund eine Milliarde Euro. Umgelegt auf einen Durchschnittshaushalt bedeutet das eine Mehrbelastung von noch nicht
einmal einem Euro pro Monat.
Wie sich dieser Beitrag in den nächsten Jahren entwickeln wird, hängt maßgeblich vom Zubau von Solaranlagen in Deutschland ab. Hier gehen alle seriösen Studien von einem moderaten Wachstum auf 1,5 bis zwei Gigawatt bis 2010 aus, 2007 wurden rund 1,1 Gigawatt neu installiert. Einzig die vom Autor zitierte und in der Fachwelt sehr umstrittene PHOTON-Studie sieht exorbitante Zubauzahlen von über 6,5 Gigawatt für
Deutschland im Jahr 2010 voraus. Sollte die von der Bundesregierung vorgeschlagene massive Kürzung der Solarstromförderung den Bundestag
passieren, rechnet der Bundesverband Solarwirtschaft sogar mit einem rückläufigen Marktwachstum.
Schlussfolgerung: Der Aufbau einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Stromversorgung hat seinen Preis. Dieser liegt jedoch sehr deutlich
unterhalb der in die Subvention von Kohle- und Atomstrom geflossenen Steuergelder und sehr deutlich unter der von PHOTON in die Welt
gesetzten und von Ihnen, Herr Waldermann, aufgegriffenen Zahlen.
Die Missachtung der genannten Fakten legt den Schluss nahe, dass der SPIEGEL-ONLINE nicht ausreichend Zeit für Recherche gefunden hat. Ich hoffe, die aus dem Artikel resultierende Imageschädigung hält sich für die Solarbranche und Spiegel Online in Grenzen.
Dr. Sebastian Fasbender
Bundesverband Solarwirtschaft e. V.
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