Offener Brief: Resümee eines Vorstoßes zur Verbesserung der Moderation im SPIEGEL ONLINE Forum
Sehr geehrter Herr Büchner,
sehr geehrter Herr Ditz,
wir gratulieren Ihnen herzlich zu Ihrer Berufung als neue Chef-Redakteure von SPIEGEL ONLINE!
Wir, das ist eine Gruppe engagierter Nutzer des SPIEGEL ONLINE Forums, welche sich mit den derzeit praktizierten Moderatorenzensuren im SPIEGEL ONLINE Forum nicht abfinden wollen und deshalb mit der Redaktion von SPIEGEL ONLINE in Kontakt getreten ist.
Bekanntlich hatten wir Herrn Dr. Mario Frank, GF des Spiegel-Verlags, in unserem Schreiben vom 21.04.2008 darauf hingewiesen, dass wir immer noch auf eine inhaltliche Antwort der Redaktion SPIEGEL ONLINE auf unsere Vorschläge zu einer transparenteren Moderation im SPIEGEL ONLINE Forum warten (pdf).
Dennoch ist keine Reaktion seitens des SPIEGEL erfolgt, worauf wir, die Zensurgegner, als Folgereaktion auf die ausgebliebene Antwort auf das ‚Resumee eines Vorstoßes zur Verbesserung der Moderation im SPON Forum’ an Herrn Dr. Frank, ein zensurfreies Forum SPONtanum eingerichtet haben, um damit der willkürlichen Zensur der Meinungsfreiheit im SPIEGEL ONLINE Forum und der Moderation nach Gutsherren-Art wirksam entgegen zu treten.
Wir möchten Sie als neue Verantwortliche für diesen Bereich deshalb gerne etwas umfassender mit dem bisherigen Stand der Dinge vertraut machen und bitten Sie, sich folgende Punkte und Unterlagen zum besseren Verständnis anzulesen:
1. Wie Sie wissen, haben wir SPIEGEL-Leser und SPIEGEL ONLINE Foristen dem SPIEGEL konkrete Vorschläge zur Verbesserung der ForumS-Moderation auf Grund der Auswüchse der willkürlichen Zensur am 14.02.2008 unterbreitet (s. Anlage). Leider hat die Redaktion SPIEGEL ONLINE bis heute nicht auf unser Anliegen in angemessener Form geantwortet. Das ist bedauerlich, scheint es doch zu zeigen, dass wir mit unserem Ansinnen nicht ernst genommen werden (s. Anlagen unten). Für uns ist das Thema aber zu wichtig, um es als erledigt anzusehen. Wir meinen, es sollte auch für den SPIEGEL nicht erledigt sein, denn Aussitzen ist keine Lösung für dieses Problem.
2. Uns als Forum-Benutzer ist natürlich klar, dass wir uns der sogenannten “Netiquette“ beim Eintritt in den Kreis der Forum-Teilnehmer unterworfen haben. Dies wäre auch kein Problem, wenn erkennbar wäre, warum ein Beitrag diese Verhaltensregeln verletzt bzw. nicht einhält, während andere Beiträge – eigene oder die anderer Foristen – eingestellt werden, obwohl diese viele Regeln der Netiquette missachten.
Sie können nun einwenden, dass Informationen zu Ablehnungsgründen aus Zeit- und Personalmangel nicht möglich sind. Dann würden wir empfehlen, diese Netiquetten-Regeln einfach anders zu formulieren und entspannter einzusetzen.
3. Des weiteren sollten die Moderatoren darauf hingewiesen werden, dass eine Moderation neutral zu erfolgen hat, das heißt, die persönlichen Ansichten und Einstellungen des Moderators zum behandelten Thema bei seiner Tätigkeit außen vor zu bleiben haben.
Eine Moderation der Beiträge kann auch nach einer Veröffentlichung erfolgen, wenn sich der Beitrag als zweifelhaft im Sinne der Regeln erweisen sollte. So kann dieser auch dann noch vom Sysop gekennzeichnet an der vermeintlichen Stelle verändert oder mit einem Kommentar versehen komplett gelöscht werden. Dadurch würde auch die Methodik der Moderation an Transparenz gewinnen. Die derzeitige Praxis der Moderation wird von uns aber als Zensur empfunden, weil weder Gründe für Nichtveröffentlichungen oder Löschungen nachvollziehbar sind. Diese Praxis steht den Regeln von Wahrheit und Klarheit entgegen und schadet zu allererst dem SPIEGEL selbst enorm.
4. Wir sind sicher, dass Sie positive Veränderungen in den Moderationen herbeiführen können. Und wir meinen sehr deutlich, dass gerade Sie beim SPIEGEL das tun sollten, weil Sie eine Verpflichtung gegenüber der Meinungsfreiheit haben. Wir dürfen Ihnen versichern, dass wir an einer qualifizierten Diskussion dieses Themas mit der Redaktion von SPIEGEL ONLINE sehr großes Interesse haben und daran festhalten wollen.
Konkret: Herr von Blumencron und ein offensichtlich überforderter Forums-Redakteur Theurich sind uns mit ihrer leider doch dickfelligen, aussitzen wollende Art und Weise, nicht los geworden. Wir machen weiter, da uns dieses Anliegen eminent wichtig ist.
Sollte wir mit unserem berechtigten Wunsch weiterhin unbeachtet bleiben, sind wir auch vorbereitet, dieses Thema in geeigneter Form einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen und haben in einem ersten Schritt eine Publikation in der FAS zum Thema Online-Foren der deutschen Presse initiiert, Zitat: „Es gilt zu kontrollieren – doch wo endet die Moderation und beginnt die Zensur?“ siehe FAZ (kostenpflichtig)
5. Bitte nehmen Sie deshalb zur Kenntnis:
Das Interesse der Foristen an einer benutzerfreundlichen, nachvollziehbaren Moderation, vernünftig geleitet und ohne diktatorische Auswüchse, wird immer größer. Wir spüren das an der verstärkten Resonanz und Sympathie unter den Benutzern, die unseren nicht erwarteten hartnäckigen Kampf gegen diese völlig unangemessenen Widrigkeiten immer intensiver unterstützen. Der SPIEGEL und die Redaktion SPIEGEL ONLINE sollten beachten, dass die Abschottung dieses Themas nicht gelingen wird. Nehmen Sie bitte ebenfalls zur Kenntnis, dass wir zumindest eine vernünftige Antwort auf unsere verschiedenen Schreiben erwarten und simples Abtauchen und Ignorieren nicht akzeptieren werden. Handeln nach altvorderen Prinzipien – agieren ohne zu erklären – ist nach unserer Meinung weder einem mitteleuropäischem Periodikum, geschweige denn dem SPIEGEL angemessen.
Wir haben Ihnen bereits in unseren vorherigen Schreiben dargelegt, dass ein weiteres derartiges Verhalten weitere Aktionen unsererseits zur Verbreitung dieses offensichtlichen und erstaunlichen Mankos nach sich ziehen werden.
6. Und ein letzter Punkt: Wir, die Ihnen lästigen Kritiker, sind durchwegs erwachsene und, wie wir meinen, vernünftige Zeitgenossen und möchten als solche auch behandelt werden.
Mit verhaltenen Grüßen
Das Forum SPONtanum.
Hubert Kutschki, Helga Jursch-Kappl, André Goerke, B.Müller, Beate Rother, Bernd Handke, Claus Stefan Höer, Cornelia Platz, Daniel Mair, Dieter Plep, Dietmar Gnauck, Eva Röben, Frank Lepold, Gabi Fröhler, Gerhard Küster, Günter Bodendörfer, Haio Forler, Hans-Dieter Schell, Hans-Werner Degen, Jürgen Andrzejewski, jürgen van den heuvel, Juro vom Koselbruch, Karin Gerling, Katrin Uhlmann, Leonhard Augenstein, Lothar Puls, Matthias Zarger, Peter Seifert, Rainer Daeschler, Rainer Helmbrecht, Rolf Schmid, Roswitha Hohmann, S. Wolf, Sami Negm-Awad, SaT, Stefan Möhler, Sven Rüger, Thomas Bode, Thomas Schüller, Thomas Wagner, Vivian G. Evans, Wienke Suhling, Wilhelm Torsten, Wolfgang Hoffmann
______
Anlagen:
Etwas zur Aufklärung: Die Kommentare, die nicht veröffentlicht werden, haben meist ein oder mehrere Triggerwörter im Text, die der Spon-Textcomputer nicht akzeptiert. Hierzu gehören z. B. ´lesen´, ´Beitrag´, ´beschaffen´ (wegen des eingebauten Wortes Affen) und ´Gas´ (besonders ärgerlich bei der drohenden Gasmangellage und der entsprechenden Diskussion) uvvm.. Dies soll dazu dienen, mögliche Hatespeech-Tiraden und Schimpfereien von vorneherein zu verhindern. Natürlich wird da auch oft jedes noch so vernünftige Statement mit abgewürgt. Im Übrigen haben ganz offensichtlich solche Foristen einen Vorteil, die ein Spiegel-Abo mit Nummer bei der Anmeldung angeben können. Bei diesen Foristen ist der Computerfilter deutlich gnädiger und lässt mehr ´durchgehen´, da man offensichlich davon ausgeht, dass es sich bei Spiegellesern um diesbezüglich vernünftige Menschen handelt.