Deutschland von Afrikanern überrannt

Das Gequake um Thilo Sarrazin nimmt ja gar kein Ende mehr. Dabei hat es in den Medien schlicht nichts zu suchen. Zu den großen Promotern von Sarrazin (im Prinzip ohne irgendwas drumrum – wer könnte schon eine klare These von ihm formulieren?) gehört der Spiegel, der letzte Woche Auszüge aus Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab – Wie wir unser Land aufs Spiel setzen” brachte.
In der taz rechtfertigte sich Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron unter anderem mit den Worten:


“Wenn Thilo Sarrazin irgendein Autor wäre, würde die Sache anders aussehen. Aber ihn zeichnen gleich zwei Dinge aus: Er war Finanzsenator in Berlin und ist immer noch ein prominenter Sozialdemokrat – und noch viel wichtiger: Sarrazin ist Mitglied des Vorstands einer der ehrwürdigsten Institutionen dieser Republik, der Bundesbank. Er ist daher eine Stimme des öffentlichen Lebens, die sich auf diese Weise in die Debatte einbringt. Das hat uns letztlich bewogen, den Text zu drucken.” (taz)

Ein Ex-Finanzsenator, Noch-Bundesbank-Vorstand und Noch-SPD-Mitglied als intellektueller Zwang für einen Beitrag zur  “Integrationsdebatte”?
Sarrazin qualifiziert so wenig für seine Auswürfe, dass er eigentlich gegen die öffentliche Debatte über ihn bekannte Medienanwälte ins Rennen schicken müsste, die seine Privatsphäre verletzt sehen: “Es geht die Öffentlichkeit nichts an, was unser Mandant da in sein Notizbüchlein fantasiert hat!”
Der Bundesbankvorstand Sarrazin ist als Buchautor über Gesellschaftsprobleme Privatier, kann machen, was er will – darf dabei aber auch keinen Aufmerksamkeits-Bonus bekommen. Für den Rest ist die Bundesbank zuständig.
Was SPD-Mitglieder ohne bedeutsames Amt laut denken, muss auch nur SPD-Mitglieder interessieren, dafür gibt es den Verein schließlich noch. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat sich aber bewusst dafür entschieden, mit diesem Geplapper nichts zu tun zu haben. Mögen sich also die Genossen mit Sarrazin beschäftigen – auch Publizistisch, sie haben ja eine Infrastruktur dafür, kräftig unterstützt vom Steuerzahler – und dann irgendwann eine SPD-Position zur Wahl stellen.

Es ist geradezu absurd, dass der Spiegel-Chef es für relevant hält, wenn “eine Stimme des öffentlichen Lebens” fern ihres Kompetenzbereiches sehr substanzlos daherschwadroniert. Die Wahrheit ist, dass Sarrazin den Medien seit längerem gefällt: er haut Sprüche raus und ist markant telegen (Ex-Moderatorinnen hilft das Blondchen-Schema, Thilo Sarrazin seine schiefe Visage).

Dass es nicht um eine Sachdiskussion geht, macht das Timing deutlich: eine öffentliche Debatte über ein Buch, das noch niemand kennt, von einem Autor, den niemand kennen muss. Deshalb werden wir in zwei Wochen auch nicht einen Gedanken weiter sein. Dafür hat dann aber Sarrazin bis dahin jede Menge Aufmerksamkeitswertes schlicht und ergreifend verdrängt.

Nachtrag Schlaglichter:

Robin Meyer-Lucht

Sarrazin ist aus dem Stoff gemacht, der Auflage bringt: “Bundesbank-Vorstand mit SPD-Vergangenheit schreibt islamfeindliches Buch über das Ende der deutschen Nation.” Außer Sex fehlt dieser Konstellation aus Sicht des Politik-Boulevard-Journalismus: nichts. […] Diese mangelnde Souveränität des Journalismus mitzuerleben, die nicht das Versagen Einzelner darstellt, sondern letzlich wohl systemisch ist, verstört.

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