Die journalistische Leistung in der “Causa Wulff”

Die Verleihung des Henri-Nannen-Preis für investigativen Journalismus* hat nochmal eine interessante Diskussion ausgelöst über die Leistungen der Medien. Und natürlich um die alte Frage, ob man die BILD-Zeitung überhaupt im journalistischen Kontext erwähnen darf.

Ein sehr lesenswertes Statement dazu stammt vom SPIEGEL-Redakteur Michael Fröhlingsdorf:

Auch sonst brachte die investigative Recherche nicht viel zustande. Mal beschäftigten sich die Medien miteinander, wie im Fall von Wulffs Mailbox-Anruf. Mal nahmen sie die Ex-Ehefrau Wulffs ins Visier, weil ihr ein ehemaliger Nachbar Wulffs einen Job verschafft habe.  […]

Ganz aus dem Blick geriet dabei, weshalb Wulff tatsächlich zurücktrat. Die zunächst zögerliche Staatsanwaltschaft Hannover beantragte die Aufhebung seiner Immunität. Den Schritt hatte aber nicht etwa ein “Bild”-Bericht ausgelöst. […]  Diese[s] Papier hat kein Journalist aufgespürt oder je zu sehen bekommen.

Die Wahrheit ist nämlich: Die Diskussion um Wulff wurde für seinen Nachfolger David McAllister im heraufziehenden Landtagswahlkampf zu riskant.

Siehe dazu auch: Spiegel-Online zitiert Wulff falsch

* Zum Hintergrund siehe Netzwerk Recherche.

 

Ein Gedanke zu „Die journalistische Leistung in der “Causa Wulff”

  1. Spiegelkritik

    Im späten Rückblick, nachdem Wulff im Prozess freigesprochen wurde:

    Jan Fleischhauer auf Spiegel-Online: “Vielen Bürgern wird der Fall Wulff als Beispiel für Macht und Machtmissbrauch von Medien in Erinnerung bleiben”

    Michael Götschenberg im taz-Interview: “Im Endeffekt hat sich fast alles von dem, was in den Wochen der Affäre Wulff auf den Tisch gepackt wurde, als belanglos, haltlos oder sogar unwahr herausgestellt. Insofern sagt dieser Prozess und sein Ausgang auch etwas über die Berichterstattung aus.”

    Christoph Seils, Cicero: “Vom Landgericht Hannover wurde Christian Wulff entlastet, in der Öffentlichkeit hat der Ex-Bundespräsident weiter einen schweren Stand. Viele Journalisten haben sich auf seine Kosten von jeder Schuld für eine beispiellose mediale Hetzjagd exkulpiert. “

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