Sie schaffen es ja jetzt wohl (doch), die „Krautreporter“. Aber eine der Fragen, die man da stellen muss: Warum ist es so knapp? Sie wollten nur 15.000 Abonnenten, und sie wurden von einer unglaublichen Medienaufmerksamkeit unterstützt. Beschallung, Bedruckung und Verbytung auf allen Kanälen quasi – und dann nur 15.000 Menschen, die es interessiert? Was sagt das über den Journalismus? Wir sammeln Beiträge dazu, einstweilen: Die Überaufklärer.
Reaktion Rainer Stadler (NZZ): „Ich befürchte allerdings, dass die Initianten den Aufwand unterschätzen, der nötig ist, um ein gut gemachtes digitales Hintergrundmagazin zu realisieren. […] Hier entsteht weiterer Journalismus im Dauerprovisorium. Das ist allerdings durchaus zeitgemäss. Denn das Internet hat ziemlich alle alten Sicherheiten zertrümmert.“
Selbstkritik Carolin Ströbele und Kai Biermann (Zeit.de): „Die Krautreporter nun haben diese Kräfteverteilung ein wenig aus dem Lot gebracht. Auf einmal steht dort eine Reihe von selbstbewussten Autorinnen und Autoren, die sagen: Meine Arbeit ist etwas wert. “
Kommentar Roland Pimpl (Horizont): „Was würde zu diesem Getöse der Medien wohl Krautreporter Stefan Niggemeier sagen, bekanntlich der Erfinder und Linienrichter des reinen, des wahren Journalismus, wenn seine geliebten Massen- und Fachmedien dieses Bohei etwa um einen Schokoriegel in der Pre-Launch-Phase getrieben hätten? Aber, Journalisten schreiben nun mal mit am liebsten über Journalismus – und das haben die Krautreporter mit Bravour ausgenutzt. “
Kritik Patrick Gensing (tagesschau.de): Wer sich die Mühe macht, wird weitere Geldgeber finden, die 20.000 oder 10.000 Euro in die Krautreporter investierten. Wer das ist, bleibt unklar. Daraus ergibt sich aber, dass es bislang weniger als 15.000 reale Unterstützer gibt, aber mehr als 16.000 Mitgliedschaften verkauft wurden.
Übellaunig zeigt sich Christoph Kappes (carta): „Informationswege sind unsere Informationsallmende. […] und es ist nicht weit bis zum distinguierten Vorwurf “digitaler Bettelei”. Trotzdem sollten informationsökologische Kosten eigener Handlungen der Allgemeinheit nur in Grenzen aufgelastet werden, ganz wie im Umweltschutz. Die Regel „Mehr Geld durch mehr Getöse“ halte ich jedenfalls für asozial.