Aufregung im Herzen – Ein Pfarrer, Ehe für alle und journalistische Relevanz

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„Pfarrer vergleicht Homosexuelle mit Sodomiten“ betitelt die Süddeutsche ein Stück aus Oberfranken – und der Medienkritiker geht in Habachtstellung: schließlich hatten wir gerade erst die Behauptung, Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer vergleiche „Homo-Ehe mit Inzest und Polygamie“, was man leider guten oder schlechten Gewissens als journalistische Fehlleistung bezeichnen musste.

Im Lead fasst Olaf Przybilla, Leiter des SZ-Büros Franken in Nürnberg und Wächterpreisträger, den Eklat so zusammen:

>>In einem Schreiben hat ein evangelischer Pfarrer in Oberfranken gleichgeschlechtliche Ehen mit Beziehungen zwischen Mensch und Tier in Verbindung gebracht.<<

Bei dem Schreiben handelt es sich um den „Kirchenboten“ der Evangelischen Kirchengemeinde Nemmersdorf (Goldkronach), in der Ortspfarrer Günter Weigel einleitend ein „geistliches Wort“ geschrieben hat, wie es in fast allen Gemeindebriefen üblich ist – hier „Andacht“ genannt. Die Zusammenfassung in der Süddeutschen Zeitung:

>>“Nachdem die Homo-Ehe praktisch vom Staat eingeführt und legalisiert wurde, wurde kürzlich die weitergehende Forderung laut, die ,Ehe für alle‘ einzuführen.“
Dies sei abzulehnen, findet der Pfarrer: „Die ,Ehe für alle‘ würde in der Konsequenz nämlich in der Tat bedeuten, dass auch die Ehe unter nahen Verwandten (z. B. zwischen Eltern und Kindern oder Geschwistern) dann ebenfalls möglich wäre; oder auch die ,Ehe‘ zwischen einem Menschen und seinem geliebten (Haus-)Tier (z.B. mit seinem Hund, seiner Katze, seinem Pferd, seinem Schaf, seiner Kuh usw.).“ Er frage sich deshalb: „Wie dekadent und pervers müssen einzelne Vertreter unserer Politik und Gesellschaft eigentlich sein, um auf solche Ideen und Forderungen zu kommen?“ Der Pfarrer ist sich sicher: „Die Verwirrung auf diesem Gebiet wird immer größer.“<<

Hat Pfarrer Weigel nach diesen Zitaten nun Homosexuelle mit Sodomiten verglichen? Wer dies herauszulesen imstande ist, möge das Ergebnis des Vergleichs benennen. Aufmerksame Leser werden sich zudem fragen, was denn bei diesem Zitat weggelassen wurde, an das Weigel mit „in der Tat“ anknüpft.

Das nicht nur von Stefan Niggemeier für seine Kompetenz immer wieder gefeierte Blog „focus.de“ genügte jedenfalls der Artikel in der Süddeutschen, um sehr rechercheökonomisch zu verdichten:

>>Homo-Ehe gleich Sodomie? Pfarrer mahnt in bizarrem Kirchenbrief: „Ehe für alle“ ermöglicht Sex mit Tieren<<

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Fangen wir also mal ganz vorne an und lesen den inkriminierten Text komplett (§ 51 UrhG).

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>>Nachdem die Homo-Ehe praktisch vom Staat eingeführt und legalisiert wurde, wurde kürzlich die weitergehende Forderung laut, die „Ehe für alle“ einzuführen. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich dagegen ausgesprochen. Dafür wurde sie heftig gescholten. Zu Unrecht, wie ich meine. Die „Ehe für alle“ würde in der Konsequenz nämlich in der Tat bedeuten, dass auch die Ehe unter nahen Verwandten (z. B. zwischen Eltern und Kindern oder Geschwistern) dann ebenfalls möglich wäre; oder auch die „Ehe“ zwischen einem Menschen und seinem geliebten (Haus-)Tier (z. B. mit seinem Hund, seiner Katze, seinem Pferd, seinem Schaf, seiner Kuh . usw.). Auch der Mehrehe wäre dann Tür und Tor geöffnet, wie sie z. B. schon seit alters her im Islam, aber auch in christlichen Sekten in den USA und anderswo praktiziert wird.
Wundern Sie sich also nicht, wenn ich mir demnächst einen Harem mit mindestens 365 Ehefrauen zulege (für jeden Tag des Jahres eine). Achtung: Nur Spaß – ich hoffe, Sie verstehen Humor!
Wie dekadent und pervers müssen einzelne Vertreter unserer Politik und Gesellschaft eigentlich sein, um auf solche Ideen und Forderungen zu kommen? Die Verwirrung auf diesem Gebiet wird immer größer.
Auch hier kann uns die Bibel Orientierung und Wegweisung geben. Schauen wir uns deshalb einmal genauer an, wie Jesus sich die Ehe gedacht hat. Über die Gemeinschaft in der Ehe sagt Jesus im Matthäus-Evangelium Kapitel 19, Vers 4 – 6:
„Gott, der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach: ,Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.‘ So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden‘!“
Diese Verse aus dem Matthäus-Evangelium werden bei jeder kirchlichen Trauung vorgelesen. Was können wir ihnen entnehmen? Wie hat sich Jesus die Ehe nach seinem Willen vorgestellt? – Er will keinesfalls eine „Ehe für alle“! Ehe nach dem Willen Jesu ist:
1. die engste Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau.
2. Die Ehe ist prinzipiell auf leibliche Nachkommenschaft hin angelegt.
3. Die Ehe ist grundsätzlich unauflöslich. Sie soll Bestand haben, solange die Ehepartner leben.
Menschen, die „Ja“ zu diesen Grundprinzipien der Ehe sagen, segnet Gott. Alles andere ist keine Ehe, weder im Sinne des Grundgesetzes, und schon gar keine christliche Ehe.
Eine „Ehe für alle“ widerspricht dem ausdrücklichen Willen Jesu und steht nicht unter dem Segen Gottes.

Mit sommerlich-sonnigen Grüßen,
Ihr Pfarrer Dr. Günter Weigel<<

Es juckt natürlich in den Fingern, als erstes zu kommentieren, über die Qualität des Beitrags könne man sicherlich streiten – um Distanz aufzubauen. Doch genau da liegt schon ein Fehler: Ist es Aufgabe von (weltlichen) Journalisten, intellektuelle oder geistliche Tiefgründigkeit einer Kurzpredigt zu bewerten? Und ist das eigene Verständnis eines solchen Textes dafür die geeignete Richtskala?

Versuchen wir es also mal, was den reinen Text angeht, systematisch:

a) Pfarrer Weigel wendet sich gegen eine „Ehe für alle“ – die er einer „praktisch vom Staat eingeführt[en] und legalisiert[en]“ „Homo-Ehe“ gegenüberstellt. Das mag sehr tricky oder ein Versehen sein, jedenfalls bezieht sich alles in dem Artikel auf die nicht näher bestimmte „Ehe für alle“, nicht auf die „Homo-Ehe“.

b) Weigel knüpft an die Aufregung um das Interview mit Kramp-Karrenbauer in der Saarbrücker Zeitung an und pflichtet der CDU-Frau bei, einer ersten Öffnung der Ehe werden weitere folgen. Das darf man für Dummzeug halten, juristisch ist aber die willkürliche Begrenzung viel schwieriger zu rechtfertigen. Und mit der von leitenden Protestanten vorgetragenen Position, auf Dauer angelegten Liebesbeziehungen wolle man den Segen nicht verwehren, ist die Beschränkung auf Paare auch schwierig zu begründen. So oder so: Es gab die Diskussion schon, intensiv-medial, auf diese hat Weigel Bezug genommen. Diese Information darf in einem Bericht über Weigels Text nicht fehlen.

c) Die Verwandtenheirat ist so abwegig nicht, außerhalb der geraden Blutslinie ist sie in Deutschland sogar erlaubt. Die Sinnhaftigkeit des strafrechtlichen Inzestverbots wird tatsächlich von namhaften Denkern bezweifelt, eine Korrektur des noch bestehenden Eheverbots (§ 1307 BGB) wäre dann vermutlich folgerichtig.
Dass Weigel diese Verwandtenehen nicht möchte, sollte ihm nicht nur als Meinungsfreiheit zugestanden werden: als jemand, der kirchliche Trauungen vollzieht, dürfte man ihm sogar eine besondere Kompetenz zusprechen – und zwar gerade unabhängig davon, ob einem das Ergebnis passt.

d) Die Ehe zwischen Mensch und Tier steht derzeit tatsächlich nicht besonders aufdringlich im Raum, wie Moritz Kircher vom Nordbayerischen Kurier recherchiert hat.*)
Aber: Hat das Weigel behauptet? Er prognostiziert diese Möglichkeit als Konsequenz einer radikalen „Ehe für alle“, und es sollte für Sprachwesen exegetisch ein Leichtes sein, dies für eine satirische Überspitzung zu halten. Darauf deutet nicht nur die konkrete Benennung einzelner Tierarten, sondern auch die nachfolgende Aufklärung, man solle sich nicht wundern, „wenn ich mir demnächst einen Harem mit mindestens 365 Ehefrauen zulege“. Weigel setzt nur in diesem tierlichen Zusammenhang „Ehe“ in Anführungszeichen. Nicht ganz so bedeutsam, aber der Vollständigkeit halber zu erwähnen: der Autor selbst behauptet, genau diese satirische Überspitzung intendiert zu haben.
Aber selbst, wer dieser Hermeneutik nicht folgen mag, sollte sich in einer Erregungspause fragen, wen oder was eine nicht-satirische Warnung vor der Ehe zwischen Menschenfrau und Katzenkater diskriminieren oder intellektuell beleidigen sollte.
Was hat denn eine homosexuelle Paarbeziehung mit Zoophilie zu tun? Nichts, eben. Beides wird hier auch nicht verglichen oder miteinander in Bezug gesetzt. Weigel denkt nur das Rechtsinstitut Ehe weiter (das, es sei ob der inzwischen vielen wirklich „bizarren“ Überschriften zu dem Thema betont, nichts mit Sex zu tun haben muss). Und da sollen mal gerade Protestanten nicht so verstört gucken, schließlich hat ihr Luther den bekannten Satz geprägt: Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Wenn also schon ein Auto oder Beruf zu Gott werden können…
Der schnöde Ehe-Text des BGB (§ 1353) jedenfalls ließe sich für allerhand Veralberungen nutzen.

e) Einzelne politische Forderungen hat Weigel nicht genannt und zugeordnet, weshalb seine Entrüstung vielleicht etwas überraschend kommt:

„Wie dekadent und pervers müssen einzelne Vertreter unserer Politik und Gesellschaft eigentlich sein, um auf solche Ideen und Forderungen zu kommen?“

Aber sein Text ist auch recht kurz, und wer sich nur mal in Erinnerung ruft, welch wechselhafte Rechtsgeschichte die Sodomie durchlaufen hat, wird allerhand zum Staunen finden, eben auch aus dem Politikbetrieb.

f) Wer meint, Weigel werfe hier alles durcheinander, seine Gedanken seien „bizarr“ oder verworren, der wird dann zwangsläufig seiner Feststellung zustimmen müssen: „Die Verwirrung auf diesem Gebiet wird immer größer.“ Das ist rhetorisch ein toller Kniff.

g) Danach folgt eine biblische Begründung Weigels Ablehnung einer „Ehe für alle“. Daran wird man nichts auszusetzen finden, entsprechende Diskussionen sind ja auch hunderttausendfach geführt worden. Es gibt halt solche und solche Ansichten.

Was also war jetzt der Aufreger? Was hat diesen „Leitartikel“ in einem kleinen Gemeindebrief zu einem nationalen Problem erhoben? Im Focus-Blog liegt die Relevanz allein darin begründet, dass die Süddeutsche Zeitung etwas geschrieben hat, was man daher dringend ab- und umschreiben musste. In der SZ klingt eine andere Legitimation an: nicht die Pfarrerrede gegen eine „Ehe für alle“ an sich weckte den journalistischen Jagdtrieb, sondern die Beschwerde eines homosexuellen Paares aus der Gemeinde, das sich an die bayerische Kirchenleitung als oberste Pfarreraufsicht gewandt hat. Aber ist das ein Relevanzkriterium – eine Beschwerde?

Wird nicht sonst gerne gefordert, Kirchenleute sollten sich mutiger bekennen und für ihre Werte eintreten? Muss nicht jedes deutliche Wort, wenn es nicht belanglos sein soll, irgendwen vor den Kopf stoßen? Predigt der Pfarrer gegen die Ausbeutung der tierischen Mitgeschöpfe, beschweren sich die Bauern (passiert regelmäßig, deshalb sagen auch prominente Kirchenvertreter nichts Interessantes zur Landwirtschaft). Ruft der Pfarrer zum Autofasten auf, fühlen sich Berufspendler diskriminiert und zu unrecht als Umweltsünder gebrandmarkt. Fordert er mehr (finanzielle) Anerkennung für Kindergärtnerinnen, steigt ihm der Bürgermeister aufs Dach etc.

Was also war jetzt der Aufreger? Wagen wir einen Schnellcheck einiger journalistischen Qualitätskriterien für den SZ-Bericht (in simplen drei Stufen):
Aktualität: Ja
Ausgewogenheit: Ja
Ethik: unklar (Was die Berichterstattung auslöst, ist noch unbekannt)
Neuigkeit (Investigation): Nein (der konkrete Fall schon, aber ähnliche Überlegungen sind schon zigfach publiziert worden, prominent etwa von Bischof Stefan Oster)
Objektivität: Ja
Relevanz: Nein
Richtigkeit: Ja (soweit von uns – richtig – geprüft)
Transparenz: Nein (es fehlt ein Hinweis auf das Zustandekommen der Geschichte, was uns evtl. wichtiges zur Motivlage sagen könnte)
Vollständigkeit: mittelprächtig (Auszug des kritisierten Textes zu kurz; Anspielung auf eine frühere Kritik Weigels völlig unnachvollziehbar – es ging um den PR-Film „Eine Tür ist genug„)

Eine Sache verdiente dann allerdings doch noch genauere Beachtung, wo die Geschichte schon mal auf dem Tisch ist: das Verhalten der Landeskirche.
Derart klare, gegen einen Pfarrer gerichtete Worte wie nun von Michael Mädler (Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Publizistik im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) gibt es äußerst selten. Und dass man in der Oberverwaltung einer Landeskirche, deren Bischof derzeit auch EKD-Ratsvorsitzender ist, mit der Interpretation eines theologischen Textes „unsere Juristen“  beschäftigt, lässt richtig Schreckliches ahnen.

Ceterum censeo: „Medienblogger und Medienjournalisten jammern vorwiegend darüber, dass bestimmte Medien ihre politischen Ansichten nicht teilen. Und sie ignorieren Fehlleistungen, wenn die Beiträge ihrer eigenen politischen Meinung entsprechen.“ (Markus Reiter, Deutschlandradio)

Update 12. August:

1) Neue Variante der Interpretationskunst: Nun hat Weigel „Ehe für alle“ mit Kindesmissbrauch verglichen. Der Text auf infranken.de  ist vom epd, die Überschrift hoffentlich nicht. Kleiner Tipp vom Biologen: „Eltern“ und „Kind“ bezeichnet hier Verwandtschaft, kein Alter. Aber das merken sicherlich spätestens „die Juristen der bayerischen Landeskirche“.

in-franken-epd-nemmersdorf-sodomie-kindesmissbrauch

2) Dank n24 werden wir aufgeklärt, dass es Inzest zwischen Mensch und Tier gibt. Linné, Darwin – da müsst ihr wohl noch etwas nachbessern.

n24-inzest-mit-tieren>>Dr. Günter Weigel, Pfarrer der ländlichen evangelischen Kirchengemeinde Nemmersdorf in Oberfranken, hat in seinem Gemeindebrief die Ehe für schwule Paare mit inzestuösen Beziehungen zwischen Mensch und Tier verglichen.<<

3) Weder der Sprecher der evangelischen Landeskirche noch die dortigen Juristen haben übrigens bisher von Pfarrer Weigel eine Stellungnahme haben wollen (wie bisher die meisten „Berichterstatter“). Wozu sonst hat man in der Schule die werkimmanente Interpretation geübt?!!

4) Rosenheim.

5) [Link nicht mehr aktiv]

6) Der Qualitätsfunk meldet sich zu Wort. Unbelievable. Soviel Unverstand ist doch schon strafbar (in anderen Zusammenhängen wird da gerne von Volksverhetzung gesprochen). Der Bayerische Rundfunk schreibt: „Die gleichgeschlechtliche Ehe sei wie eine Ehe zwischen Mensch und Tier: Dieser bizarre Vergleich des Pfarrers aus Nemmersdorf (Lkr. Bayreuth) beschäftigt nun die evangelische Landeskirche. Sie prüft juristische Konsequenzen.“ Man beachte auch die tolle Karriere des Adjektivs „bizarr“, hoffentlich bekommt Mädler dafür Tantiemen.
br-pfarrer-homophobie

*) = Investigativ-Hinweis: Die Geschichte ausgegraben hat Moritz Kircher, im Nordbayern-Kurier veröffentlicht am 8. August 2015. In seinem Artikel kommt u.a. auch jemand aus dem Kirchenvorstand zu Wort. Von Kircher stammt auch der Verweis auf eine frühere Andacht Weigels im Gemeindebrief; darüber hatte Kircher im Mai 2014 geschrieben: Pfarrer Weigel nahm damals Anstoß an einem PR-Video der EKD. Im Kirchenboten Mai-Juli 2014 hieß es damals:

>>Seit Ende Februar hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Aktion gestartet: „Eine Tür ist genug“. In dieser Aktion möchte sie deutlich  machen, dass Menschen in allen Beziehungsformen in der Kirche willkommen sind. Vorgestellt werden Menschen, die als Hetero-, Homo- oder Intersexuelle leben. Auf der Internetseite der EKD heißt es: „Eine Tür ist genug – alle gehören dazu“;  Frauen und Männer, vom anderen oder vom gleichen Geschlecht angezogen, in Paarbeziehung lebend oder alleinstehend, Männer, die sich als Frauen fühlen, Frauen, die sich als Männer fühlen, Menschen mit ganz individueller Geschlechtsidentität. Zu sehen ist bei dieser Aktion ein Video, in dem sich Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten, in oder vor der Toilette begegnen.  Die EKD setzt sich also dafür ein, die Toilettentüren für beide Geschlechter abzuschaffen und nur durch eine Tür zu ersetzen.
Diese Aktion ist für mich ein Skandal. Gott, der Schöpfer, hat nur zwei Geschlechter geschaffen: Mann und Frau. Das Video wurde aus Kirchensteuermitteln finanziert. Ist eine solche Aktion Aufgabe der Kirche? Wie geht die EKD mit Kirchensteuergeldern um? Spenden unsere Gemeindeglieder für so einen Schwachsinn? Im Kirchenvorstand überlegen wir, ob wir künftig keine Kollekten mehr an die EKD überweisen. Kritische Stimmen zu diesem Video wurden nicht veröffentlicht und unterdrückt. Die EKD gleicht damit einer totalitären Organisation, die andere Meinungen zensiert, so wie wir es in totalitären Regimen vorfinden. Ich kann mich davon nur aufs Schärfste distanzieren.<<

Es folgten Überlegungen zum Bibelwort „Jesus Christus spricht: Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.“ Damals hatte sich laut Kircher Dekan Hans-Martin Lechner schützend vor Weigel gestellt: Eine Andacht solle immer zum Nachdenken anregen und „über diese Andacht kann man eben trefflich streiten“. Eine „theologisch schwachbrüstige Argumentation“, wie sie die byerische Kirchenverwaltung nun im aktuellen Fall Weigel vorwirft, diagnostizierte damals niemand. Die EKD-Kampagne war tatsächlich hoch-umstritten, über nicht-veröffentliche Kommentare gab es viele Beschwerden.

5 Gedanken zu „Aufregung im Herzen – Ein Pfarrer, Ehe für alle und journalistische Relevanz

  1. Pingback: Unverstand (KW 33) | Timo Rieg - Statements

  2. Ortwin Müller

    Zwar ist das, was ich hier geschrieben habe, im Grunde genommen nichts Neues. Dennoch, meine ich, könnte dieser Kommentar vielleicht einen anderen Blickwinkel zu o. a. Thema bieten und – weil logisch stringent und unverbraucht – als Kritik am Vorgehen der Verantwortlichen etwas tiefer ins Bewusstsein eindringen:
    Dass die Evangelische Kirche außerehelichen Geschlechtsverkehr als Unzucht im biblischen Sinne unterstützt, beweist, wie weit sie sich schon von den Anfängen des Christentums entfernt hat. Während seiner Mission hatte Jesus seinen Jüngern einmal erklärt: Es sei denn, dass eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist, als diejenige der Pharisäer und Schriftgelehrten, so könnt ihr nicht in das Reich Gottes eingehen.
    Bei den strenggläubigen Juden war Unzucht unter Männern oder Frauen noch mehr verachtet, als Ehebruch! Wer also dergleichen Dinge unterstützt, dessen Gerechtigkeit reicht nicht aus, um Anteil am Reich Gottes zu erhalten. Wer den Menschen im Widerspruch zu dem Ideal, das uns Jesus in bezug auf die Ehe vor Augen gestellt hat, außerehelichen oder widernatürlichen Geschlechtsverkehr erlaubt, handelt viel schlechter als die Pharisäer und Schriftgelehrten, welchen er vorgeworfen hatte, dass ihnen aufgrund ihrer Selbstgerechtigkeit nicht nur die Tür zum Reich Gottes verschlossen bleibt sondern sie darüber hinaus auch noch Schuld auf sich laden, weil sie jene, für die sie Verantwortung tragen, daran hindern, hinein zu kommen!
    Wie wollten nun solche Vorsteher, deren Gerechtigkeit nicht vorzüglicher, sondern sogar noch viel schlechter ist, als diejenige der Priesterschaft zur Zeit Jesu, ihren Glauben begründen, dass ihnen die Pforte zum ewigen Leben offensteht? Der ursprünglich mit der Verkündigung des Evangeliums untrennbar verbundene Zweck, den Menschen einen wenn auch schmalen und nicht leicht zu findenden, aber aufgrund der felsenfesten Glaubwürdigkeit des ewigen Wortes Gottes mit Sicherheit vorhandenen und beschreitbaren Weg aufzuzeigen mit dem Ziel, am Ende des irdischen Daseins zum ewigen Leben einzugehen, gerät völlig aus dem Blickfeld, wird einfach ignoriert.
    Die Antwort auf die Frage, worin nach heutiger Auffassung der Kern der Botschaft der Evangelischen Kirche zu erkennen ist, bleibt als Rätsel ungelöst.

  3. Joachim Waldemer

    Pfarrer Dr.Weigel hat Recht,er kann sich sogar auf eine aktuelle Aussage von Hr.Joop berufen,der gesagt haben soll,dass er am liebsten seine Katze
    heiraten wuerde.Das ist noch keine Sodomie aber es gibt auch groessere
    Tiere,der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
    Desweiteren fuehle ich mich schon beleidigt,wenn meine zig-Jahre waerende
    Ehe,die mit zwei Kindern gesegnet wurde,gleichwertig gesetzt wird,mit allen
    moeglichen Paarungen,bei denen sicher nicht der Fortbestand der Familie,
    bzw.des Volkes im Vordergrund steht!Dass das auch noch von Politikern und
    von einzelnen Kirchen-Repraesentanten gefordert und unterstuetzt wird,
    halte ich fuer sehr bedenklich!

  4. Redaktion

    Für weitere Kommentatoren: es geht hier um MEDIENkritik. Welche Position wer wie in einer Kirche oder sonstwo vertritt, ist hier nicht das Thema.

  5. Pingback: Phantasiejournalismus « SpiegelKritik

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