Schon in nachrichtlichen Texten gehört zur Vollständigkeit jeder News eine ihre Relevanz begründende Einordnung – auch wenn dies regelmäßig unterbleibt. Aber schon die tägliche Polizeimeldung in der Lokalzeitung vom Verkehrsunfall braucht diesen Kontext: War der vermeldete der einzige Unfall am Vortag oder einer von vielen? War der Unfall ein statistisches Unikat oder ein erwartbares, nur nicht genau zu terminierendes Ereignis?
In Kommentaren gehört zur Einordnung die eigene faktische Position, von der aus Vorgänge bewertet werden.
In der Spiegel-Kolumne “Die Lage am Morgen” fragt Philipp Wittrock am 12. April 2024, wer dem AfD-Politiker Björn Höcke abnehmen wolle, “dass er, der Geschichtslehrer, nicht gewusst haben will, dass »Alles für Deutschland« eine SA-Parole ist?”
Die nicht erwähnte eigene faktische Position des Kommentators ist hier, dass just sein Magazin in Ausgabe 37/2023 auf Seite 122 einen Kommentar von Stefan Kuzmany mit eben dieser SA-Parole als Überschrift versehen hatte: “Alles für Deutschland”.
Wer will dem Spiegel abnehmen, trotz seiner immer wieder angeführten Dokumentationsabteilung, die akribisch jedes Wort prüfen soll, habe dort niemand die historische Verwendung gekannt?
Sicher, beim Spiegel werden die meisten Leser davon ausgehen, die Verwendung gründe kaum in einem nationalsozialistischen Impetus. Aber korrigiert hat der Spiegel die Überschrift in der Online-Version sehr wohl und sich im Heft Nr. 38/2023, Seite 121, wie folgt geäußert:
“Die Überschrift ‘Alles für Deutschland’ (ursprünglich eine Parole der SA aus der Nazizeit und von uns unbeabsichtigt verwendet) wurde in der Digitalausgabe in die Titelzeile ‘Im Deutschland-Tempo’ geändert.”
(Siehe Erstmeldung: SPIEGEL: “Alles für Deutschland”)