Archiv des Autors: Redaktion

Vom Lesen und Verstehen

“Wer lesen kann, ist klar im Vorteil” sagt der Volksmund, wenn jemand eine Frage oder  Behauptung äußert, weil er eine hilfreiche Information nicht richtig oder gar nicht gelesen hat. In diesem das Verstehen einschließenden Sinne des Lesenkönnens haben gerade Journalisten manchmal erstaunliche Defizite.

Heute: Armin Wolf’s Guerot-Zitat (ORF, ZIB2) und der Medien-Nachklapp
Wolf teilt einen Auszug des Buches “Endspiel Europa” von Ulrike Guérot und Hauke Ritz, den er allerdings nicht dem Buch, sondern einem Auszug im Blog Multipolar entnimmt. Leicht wenigstens am deutschen Urheberrecht vorbeischrabbend leitet er das lange Zitat mit folgendem Kommentar ein:

Nein, das ist kein Ausschnitt einer Putin-Rede. Es ist ein Auszug aus dem neuen Buch einer Professorin für Europapolitik an der Uni Bonn und ihres Co-Autors: (@ArminWolf)

Es dürfte der erste Satz seines Auszugs sein, auf den seine Putin-Gleichstellung abzielt: Weiterlesen

Der Staat im Stuhlkreis

Die journalistischen W-Fragen lauten Was, Wer, Wo, Wann, Wie, Warum und Woher (stammen die Aussagen). Die demokratischen W-Fragen lauten: Wer will was von wem wozu warum.

Wenn es in einem Artikel mal wieder um 200 Milliarden Euro geht, darf man erwarten, dass diese Fragen zumindest gestellt und die Antwortsuche dokumentiert wird. Aber Pustekuchen bei der Süddeutschen Zeitung. Sie titelt: Weiterlesen

Vom Unterschied des Worts in Text und Ton

Schriftliche Interview-Fassungen weichen in der Regel vom tatsächlich geführten Gespräch ab: Es werden nicht nur ein paar “Ähs” getilgt und ins Nichts mäandernde Sätze umgeleitet, oft wird sehr umfangreich zusammengefasst, gekürzt, fokussiert. Dabei wollen nicht nur die Interviewten gerne noch im Nachhinein ihre Brillanz stärker zum Leuchten bringen, auch die Interviewer hübschen ihr Wissen, ihre Fragen und ihre Schlagfertigkeit gerne etwas auf. Der in Deutschland immer wieder diskutierte Abschluss dieser Nach- und Umbearbeitungen heißt Autorisierung: der Interviewte muss die ihm zugeschriebenen Aussagen freigeben. Das ist bei einem Live-Interview weder möglich noch nötig, aber sobald Veränderungen am Original vorgenommen werden ein logisches Korrektiv. (Und eine solche Autorisieurng hat nichts mit einer Freigabe von eigenständigen Berichten zu tun!)

Wie weit Original (Audio) und veröffentlichte Form (meist Text) auseinander liegen können sehen wir gelegentlich, wenn beides veröffentlicht wurde, z.B. die Diskussion von Böhmermann, Lanz und di Lorenzo über “False Balance” und desinformierende Meinungen. Weiterlesen