Der Berliner Tagesspiegel hat die Identität eines Foren-Kommentators öffentlich gemacht. Der Lokalpolitiker schrieb in der Tagesspiegel-Community, wie von den Richtlinien empfohlen, unter Pseudonym. Da die Redaktion Zugriff auf die Anmeldedaten hat, kannte sie u.a. die hinterlegte E-Mail-Adresse – und machte sie zusammen mit dem Namen öffentlich. Der Vorwurf: Ein Politiker müsse mit Klarnamen kommentieren. Die Berliner Datenschutzbeauftragte prüft den Fall auf Anfrage noch, ein Justiziar und Mitglied des Presserats sieht einen Rechtsverstoß.
#Zum Bericht.
#Zur Pressemitteilung des Heise Verlags.
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Die Suche nach der Suche
Ein zentrales Problem der Gegenwart ist die mit der Digitalisierung einhergehende Macht der Programmierer (oder Entwickler). Wir können keine Spülmaschine starten, keine Steuererklärung abgeben, keinen GKV-versicherten Arztbesuch machen, ohne von Launen, Hybris und Spieltrieb der Programmierer abhängig zu sein. Am simplen Beispiel Spülmaschine verdeutlicht: so ein Ding ist an Primitivität kaum zu überbieten. Es propellert Wasser durch den Spülraum, das dabei mehrmals gewechselt, erhitzt und mit Geschirrreiniger versehen werden kann. Am Ende können die für die Wassererwärmung vorgesehenen Heizstäbe noch für die Trocknung genutzt werden. Was also will der Spülmaschinenbesitzer steuern? Genau diese Parameter: Länge des Reinigungsvorgangs, Anzahl der Wasserwechsel und Temperatur des Spülwassers. Dafür kann man drei oder vier Schalter anbieten, und es ist jede Kombination möglich. Sobald aber ein Programmierer seine Finger anlegt, ist es damit vorbei. Nun werden Programme ersonnen, die bestimmte Einstellungen festgelegt und unabänderlich kombinieren. Darin besteht nun absolut kein Vorteil, es ist ausschließlich eine Reduktion von Möglichkeiten. Auf eine Frage nach solch speziellen Kombinationsmöglichkeiten bei der Heizung sagte der Heizungsfachmann wörtlich: „Das geht nicht, Sie sollen da auch gar nichts dran machen, das ist eine intelligente Heizungsanlage, die macht das schon alles optimal.“ Wer noch einen Rest Würde besitzt verbittet sich natürlich, eine Heizung „intelligent“ zu nennen. Weiterlesen
Tagesspiegel: Von Katastrophe bis Katastrophe
Der Checkpoint Newsletter des Tagesspiegels ist so erfolgreich, weil er süffisant kommentiert, was in der Stadt Berlin passiert. Dabei darf und muss zugespitzt werden, Ausgewogenheit ist nicht das oberste Ziel. Für die Journalistik dürfte das recht ergiebig werden, wenn sich mal jemand an die detaillierte Auswertung machen wird. Denn vom Querlesen her ist zu vermuten, dass sich trotz der verschiedenen Autoren des morgendlichen Newsletters eindeutige Meinungstendenzen feststellen lassen, was für Presseprodukte auch nicht unüblich wäre.
Eine Qualitätsgrenze ist jedoch stets erreicht, wenn Journalisten skandalisieren. Denn damit verfolgen sie ausschließlich kommerzielle Eigeninteressen: statt zu informieren, damit Orientierung zu geben und die individuelle Meinungsbildung der Kunden zu ermöglichen, gibt es klassische Schwarz-Weiß-Geschichten, Gut und Böse, und die selbst geschaffene Erregung lässt sich preisgünstig für immer weitere Berichte und Kommentare nutzen.
So macht es der Checkpoint in seiner heutigen Ausgabe wieder:
Seit dem Wochenende ist ordentlich Dampf unterm Mietendeckel, versuchen wir doch mal, die Temperatur etwas herunterzudrehen. Die Reaktionen auf das, was Lompschers linke Stadtentwicklungsexperten offenbar ausarbeiten (max 7,97 € für alles außer Neubau) reichen ungefähr von Katastrophe bis Katastrophe. Kurze, unvollständige Zusammenfassung:
schreibt Anke Myrrhe und listet dann einzelne Statements auf, die eben allesamt den Diskussionsentwurf zur Mietpreisbegrenzung der Linken-Senatorin Katrin Lompscher verreißen. Doch für die Bandbreite hat sich die Autorin auf Politiker konkurrierender Parteien und Wirtschaftsvertreter beschränkt. Hätte man da etwas anderes erwarten sollen? Kann man ein Thema überhaupt darstellen, wenn man sich nur auf Lobbyisten stützt, selbst wenn sie „vielfältig“ ausgewählt wären? Weiterlesen