Gibt es Illustrationsjournalismus? Oder ist das einfach Hirn-aus-Seite-voll-Alltag, wenn eine Redaktion ein so herrliches Bild von galoppierenden „Wildpferden“ ins Blatt klatscht und mit etwas idyllischem Agenturtext garniert?
„Immer am letzten Samstag im Mai wird die Herde der frei lebenden Tiere zusammengetrieben, um die einjährigen Hengste zu fangen.“
Mit ein ganz bisschen Fragebereitschaft (oder -vermögen?) hätte dem Seitenbastler der Gießener Allgemeinen Zeitung (Ausgabe vom 27. Mai) dünken können, dass ein solches Spektakel vor 15.000 zahlenden Gästen auch kritisch gesehen werden kann. Was sollen Wildpferde in Deutschland sein? Wozu treibt man die zusammen? Und warum werden einjährige Hengste herausgefangen (was mit „Geburtenkontrolle“ nichts zu tun haben kann)?
Die Stadt Dülmen selbst als Vermarkter des Cowboy-Spektakels erläutert den tieferen Quatsch der Bedeutung. Es wäre also nicht grundsätzlich unjournalistisch gewesen, das schmucke „Wildpferde“-Foto durch zwei bis drei Gehirnwindungen laufen zu lassen, um seine Schönheit und Aussagekraft erneut zu beurteilen.
Nicht gegen den Pressekodex verstoßen hätte auch der Texthinweis, dass ausgerechnet an diesem Samstag das geschehen war, wovor Tierschützer schon lange warnen: ein Fohlen wurde totgetrampelt. Dazu gibt es auch schmucke Fotos.