„Außer NRW-Medienminister Andreas Krautscheid gibt es kaum einen Politiker, mit dem man halbwegs kundig über Apps plaudern könnte“, beklagt Hajo Schumacher in seinem Artikel „Wie das iPhone das Mediengeschäft revolutioniert“. Schumacher vermisst eine anspruchsvolle Mediendebatte – in Politik und Justiz. „Aber von einer politischen Klasse, die das Versenden von SMS für hip hält, ist wohl kaum mehr zu erwarten.“
Das dahinter stehende Politik- und Journalismusverständnis kann ich nicht teilen. Denn für die Diskussion über die Notwendigkeit oder notwendige Veränderung von öffentlich-rechtlichem Rundfunk, Medienpluralität und Medienökonomie müsste doch der Journalismus selbst sorgen. Es ist seine Aufgabe, Fragen zu stellen und Antworten zu suchen. Sich dabei immer und ewig an Politiker zu wenden, ja von ihnen die Impulse zu erwarten (vermutlich in Form von Gesetzentwürfen, Pressekonferenzen und Hintergrundgesprächen), ist mindestens einfallslos.
In einer Demokratie sollte die Gesellschaft entscheiden, wo es hingehen soll. Die Politik ist dann ggf. für die Umsetzung zuständig. Wenn einzelne Politiker (oder Journalisten) iPhone-Programme für eine (notwendige oder unaufhaltsame) Revolution halten, ist das ein Beitrag zur gesellschaftlichen Meinungsbildung. Das weit mehr und anderes diskutiert wird, sollte der Journalismus mitbekommen, beleuchten und zur Diskussion stellen. Politiker sollten dabei angemessen, d.h. entsprechend ihrem intellektuellen Output, berücksichtigt werden. In der öffentlichen Diskussion kommt nicht die „politische Klasse“ zu kurz, sondern „Helga W.“, die „zivilgesellschaftliche Stimme“ (Christiane Schulzki-Haddouti).
Erwartungen an einen Journalismus, der Apps für very hip hält
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