Am Freitag (26. Oktober 2012) jährte sich zum 50. Male der Einmarsch der staatlichen Macht in die Redaktion des SPIEGEL und dessen vierwöchige Besetzung. Redakteure und Informanten mussten zusammen 390 Tage hinter Gittern sitzen. Die Vorwürfe, Landesverrat und Bestechung, hatten sich später nach und nach in Luft aufgelöst.
Die Invasion in den SPIEGEL mittels der „Sicherungsgruppe Bonn“ (BKA), dem Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr (MAD), der Bundesanwaltschaft aus Karlsruhe sowie erzwungener „Amtshilfe“ seitens Hamburger Kriminal- und Schutzpolizei kam unerwartet. Eigentlich hätte die Affäre auch nach der Illustrierten stern heißen können, denn der hatte einen Tag vor dem SPIEGEL eine ähnliche Geschichte im Blatt: Wie stark sind wir?
Dass der stern den SPIEGEL „überholen“ konnte, so der damalige stern-Redakteur, hängt mit einem spezifischen Umstand zusammen, der dem Nachrichtenmagazin während der vierwöchigen Blockade das Überleben ermöglicht hatte: die „Hamburger Kumpanei“.
Anlässlich dieses historischen Ereignisses hat das DokZentrum ansTageslicht.de ein hamburgweites und hochschulübergreifendes Projekt initiiert, das 1) die Geschehnisse von damals dokumentiert (z.B. in mehreren Chronologien bis hin zu den Wechselwirkungen der Kuba-Krise) und 2) die langfristigen Folgen bis heute thematisiert: 50 Jahre SPIEGEL-Affäre multimedial. U.a. mit Zeitzeugen, die alles hautnah miterlebt hatten. Partner des Projekts sind die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK), die Universität Hamburg (Masterstudiengang Journalistik und Kommunikationswissenschaft) sowie der Studiengang Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wo derzeit auch das DokZentrum ansTageslicht.de beheimatet ist.
Die Aufbereitung der Affäre, die – für den damaligen Zeitgeist typisch – nicht nach dem Verursacher, sondern nach dem unbotmäßigen Medium benannt ist, erfolgt auf zwei Websites: Auf einer gemeinschaftlichen Site, die gerade am Entstehen ist, unter www.spiegelaffaere.de. Im DokZentrum selbst wird auch später alles unter www.ansTageslicht.de/Spiegelaffaere dokumentiert sein. (Pressemitteilung des DokZentrums)