Eine aktuelle Qualitätsstudie zum “Corona-Journalismus” in der Schweiz kommt zu einer mittelprächtigen Bewertung, eine frühere (methodisch fragwürdige) deutsche Studie, als Pre-Print veröffentlicht, sieht die deutsche Corona-Berichterstattung positiv (zu beiden Studien ein anderes Mal mehr). Wir schauen hier lieber, wie schon seit 14 Jahren, auf Einzelfälle, weil es journalistischer Medienkritik nicht um eine Gesamtbeurteilung geht (niemand nutzt ja die “Gesamtmedien”), sondern um Missstände im Detail.
Die regelmäßig kritischen Punkte haben wir schon oft benannt (ein ausführlicher Debattenbeitrag anlässlich der Pandemie erscheint in Kürze in der Fachzeitschrift “journalistik” 2/2020):
—Durch Voreingenommenheit, Mangel an Recherche und das Verwechseln von Meinen und Wissen, Ansichten und Tatsachen, kommt es im Journalismus permanent zu Verzerrungen.
—Es werden für die Orientierung wichtige Informationen ausgeblendet, andere über ihr repräsentatives Maß hinaus hervorgehoben und simple Faktenwiedergaben durch Interpreation oder Umformulierung zu Falschbehauptungen.
Wir werden hier in loser Folge an Einzelbeispielen Defizite der Corona-Berichterstattung aufzeigen. Dabei geht es wie üblich nicht um die Bewertung von Veranstaltungen oder Ereignissen, sondern ausschließlich um ihre journalistische Darstellung. Es wird hier keine Diskussion geführt um “Corona-Politik” o.ä. Maßstab für die Medienkritik ist ausschließlich die Orientierungsleistung, die der untersuchte Journalismus bietet. Dazu schauen wir heute auf die Spiegel-Berichterstattung über die Demonstration und Kundgebung “Das Ende der Pandemie – Der Tag der Freiheit” am 1. August 2020 in Berlin. Weiterlesen