Journalist ist einer der gefährlichsten Berufe der Welt. Schon als Schüler wurde ich mit dem Berufstod bedroht: “Sie haben das letzte Mal für eine Zeitung geschrieben, dafür sorge ich” brüllte mir der Vorsitzende eines Kleintierzüchtervereins das Hirn aus dem linken Ohr heraus, weil ich in einem Anflug von Kommentarsucht – durchaus mit Wahrheitsliebe koitierend – von meinem Besuch in einem “nicht sonderlich attraktiven Vereinheim” geschrieben hatte.
Einer meiner Volontariats-Ausbilder ist dem Tod gleich mehrmals nur knapp entkommen – einmal stand der Bürostuhl nicht dort, wo er ihn – bereits im Niederlassen begriffen – wähnte, mal war eine Stufe aus dem Boden gewachsen, als er nach ausgedehnter Mittagspause mit heftig gegen den Wind wehender Fahne in die Redaktionsstube zurücktorkelte. In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 1.000 Journalisten – die meisten von ihnen sind allerdings seit längerem nicht mehr im Dienst.
Und so liegt es gut im Trend, dass der Deutsche Journalistenverband jetzt mit einem Film der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte für den lebensgefährlichen Job wirbt:
Reporter ohne Grenzen, das Komitee zum Schutz von Journalisten oder die International Federation of Journalists bringen regelmäßig die Zahl getöteter Journalisten in die Medien. Rund 50 waren es im Jahr 2010. Kann man mal erwähnen.
Der Pressefreiheit in Deutschland bringt das allerdings wenig. Auch der kurze Werbefilm lenkt völlig davon ab, was in Deutschland die freie Meinungsäußerung bedroht (und für die ja keineswegs in erster Linie Journalisten zuständig sind). Denn da ist sicherlich zunächst einmal das redaktionelle Desinteresse, der Mainstream bei Themen und Kommentaren und die unglaubliche Selbstgenügsamkeit unserer “Alpha-Journalisten” zu nennen.
Die Meinungsfreiheit wird in Deutschland durch einen Zivilgerichtsbürgerkrieg und gelegentlich auch strafrechtliche Verfolgung behindert.
Die Pressefreiheit wird durch Privatisierung von öffentlichem Raum, behördliche “Verschlusssachen” und professionell gespielte Ahnungslosigkeit gefährdet, durch den Mangel an Redaktionskonzepten, die Globalkapitalisierung von Pressehäusern und die journalistische Interesselosigkeit von Sendern.
Medienblogs, Medienseiten und Medienmagazine präsentieren regelmäßig genug Anhaltspunkte, was (journalistische) Meinungsfreiheit gefährdet. Gewehrkugeln sind äußerst selten dabei. (HV)
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Ja das ist eben so mit der Enthüllung. Mag natürlich nicht jeder, vor allem nicht derjenige der mit einer Enthüllung konfrontiert wird 😉 Enthüllungsjournalismus war schon immer gefährlich.