Erst interessiert tagelang nicht, dass die eigene Redaktion Quatsch als Nachricht verkauft. Als dann eine Frage dazu von uns eintrifft – bei der inhaltlich nicht wirklich etwas erwartet wird, die aber mindestens zum guten Ton gehört – wird der Quatschbeitrag etwas überarbeitet. Doch es fehlt sowohl ein Hinweis auf die Veränderung der Grundaussage, es fehlt eine Entschuldigung für die Fahrlässigkeit, die zu der vorherigen Quatschmeldung geführt hat – und es fehlt eine Antwort auf unsere Frage, oder wenigstens ein kurzer Dank für den in Frageform verpackten Hinweis auf Quark. Aber vielleicht ist “Der Westen” ja wirklich nur ein “Klickportal“, wie Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier vor drei Jahren schrieb.Der Beitrag von Dominik Göttker, dem “Redaktionsleiter Promi/TV“, wechselt mehrfach Überschrift und Publikationsdatum. In der ersten uns vorliegenden Fassung lautet der Titel:

Otto Waalkes: Neuer Song erhitzt die Gemüter – “Ehrenlos”

Nach Darstellung von “Ski Aggu” hat Otto Waalkes seine Zustimmung zum neuen Sampler digital erteilt. Wie viel dabei geschickte PR-Inszenierung ist, war zunächst öffentlich nicht klar (abwägend beschrieben beim Deutschlandfunk Kultur; inzwischen gibt es ein Musikvideo, in dem Waalkes selbst auftritt).

Göttker machte daraus für den “Westen” allerdings etwas ganz anderes: Danach hat Waalkes “seinen alten Hit ‘Friesenjung’ neu aufgelegt”. Der Redakteur weiß:

>Ganz so neu ist das Lied gar nicht, das Otto Waalkes am Freitagmittag vorstellte. Es ist eher eine Version seines Liedes „Friesenjung“, das er einst auf die Melodie des Welthits „Englishman in New York“ von Superstar Sting gedichtet hatte.
Doch die Version ist neu. So nahm Otto das Lied mit den Musikern Ski Aggu und Joost neu auf und machte daraus eine Techno-Nummer. Ein wenig gewöhnungsbedürftig klingt der Song schon, kommt bei den Fans aber extrem gut an.<

Wie um alles in der Welt kam Göttker auf all das, was er hier als Tatsachen verkauft? Denn alles verfügbare Material erzählt eine andere Geschichte.

Und wer einmal in den neuen Song hineinhört, wird das kaum für eine Neuaufnahme der alten Otto-Nummer halten. Denn von dieser ist nur der Refrain geblieben, der durch überhöhte Abspielgeschwindigkeit stark verfremdet wurde. Auch Techno wird man nicht hören. Treffender wäre daher die Behauptung, die Rapper Ski Aggu und Joost Klein haben ein Lied herausgebracht, das eine Phrase aus Otto Waalkes “Friesenjung” enthält.

Am 31. Mai um 20:04 Uhr bekommts die Überschrift ein anderes Reizwort, sonst ändert sich im Beitrag nichts.

>Otto Waalkes: Neuer Song erhitzt die Gemüter – „Krank“<

Bald danach schicken wir unsere Anfrage an den “Westen”. Eine Antwort erhalten wir nicht, doch bereits am Morgen ist der Text geändert.

Nun “wurde [Ottos Lied] neu aufgelegt”, der Ostfriese ist nicht mehr aktiv dabei. Zwar stellt weiterhin Waalkes selbst den neuen Song vor. Auch der folgende Quatsch blieb inklusive Grammatik- und Interpunktionsfehler stehen:

>Unterstützung für den Song bekam Otto Waalkes übrigens aus Deutschlands Nachbarland, der Niederlande und aus Berlin. Rapper Ski Aggu kommt nämlich aus Berlin-Wilmersdorf.<

Aber die Kernbotschaft lautet nun:

>Doch die Version ist neu. So sampelten die Musiker Ski Aggu und Joost den Song und machten daraus mit freundlicher Zustimmung des Komikers eine Techno-Nummer.<

Einen Hinweis auf die Korrektur gibt es weiterhin nicht (Stand 3. Juni 2023).