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Eppendorfer Mindestlohn

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Einen Artikel von Josh Groeneveld und Paul Middelhoff über den Mindestlohn leitet der Spiegel (24/2014, S. 30) so ein:

„Der geplante Mindestlohn zwingt Theater, Verlage und Musiklabels, Praktikanten angemessen zu bezahlen. Viele halten das für nicht finanzierbar.“

 

Nur eine Korinthe? Eine sprachliche Ungenauigkeit? Oder wieder mal das Eppendorf-Syndrom?

Mit dem geplanten Gesetz wird ja gerade keine „angemessene“ Vergütung festgelegt, sondern eine Vergütungspflicht mit Untergrenze. Wenn Firmen, auch im kulturellen Bereich, eine angemessene Vergütung für nicht bezahlbar hielten, dass gäbe es dort tatsächlich ein Problem. Gibt es vermutlich auch – aber nicht beim Mindestlohn für Praktikanten.

Der Artikel selbst nennt dann ja auch Argumente, die eine deutlich geringere oder auch gar keine Vergütung von Praktikanten für angemessen halten.

Was ist angemessen? Für unser Journalistenbüro, das über viele Jahr Studierenden Praktika von meist zwei Monaten Dauer angeboten hat, ergäben sich reine Lohnkosten von 2720 EUR. Hinzu kommt die meist recht aufwendige Betreuung, das Erläutern von journalistischen Abläufen, das gemeinsame Planen von Recherchen, die Textbesprechungen etc. – oder auch einfach nur der nette Plausch, der aber leider vom Erwirtschaften abhält. Den Stundensatz des Praktikumsbetreuers wird man wohl deutlich über dem Mindestlohn ansetzen dürfen, und wenn wir dafür mal nur 40 EUR pro Stunde bei durchschnittlich sicherlich einer Stunde Betreuungsaufwand täglich einsetzen, kostet ein achtwöchiges Praktikum schon 4320 EUR, ohne Abgaben, ohne Kostenbeitrag zur Infrastruktur – und ohne Krankentage.

Wir haben Praktikanten immer in Projekte eingebunden, aber bei keinem – ob Auftragsartikel, Internetprotal, Zeitschrift oder Buch – sind jemals durch Praktikanten Beiträge oder Dienstleistungen entstanden, die auch nur im Ansatz diesen Betrag eingebracht hätten – was angesichts der realen Einkommensverhältnisse freier Journalisten auch nicht verwunderlich sein dürfte. Dass wir nicht „angemessen“ bezahlen wollen, ist eine böse Unterstellung.